Alte Tradition der Gefügelzucht Zwerg-Welsumer baden gerne in Erde

Bad Godesberg · Das Züchten von Rassehühnern hat eine lange Tradition. Auch in Bad Godesberg wird dieses Hobby von mehreren Züchtern noch betrieben. Einer davon ist Wolfgang Preuß, dem Vorsitzenden des Rassegeflügelzuchtverein Bad Godesberg, der in diesem Jahr sein 100-jährigen Jubiläum gefeiert hätte.

 Zur Fütterung eilen die Hühner herbei: Der ganze Stolz von Züchter Wolfgang Preuß sind seine Zwerg-Welsumer.

Zur Fütterung eilen die Hühner herbei: Der ganze Stolz von Züchter Wolfgang Preuß sind seine Zwerg-Welsumer.

Foto: Axel Vogel

Als Wolfgang Preuß in das Gehege hinter seinem Haus geht, laufen ihm seine Hühner schon erwartungsfroh entgegen. Mehrere Dutzend sogenannte Zwerg-Welsumer hält er sich in seinem Garten. Sie kennen ihn gut und warten schon auf das Futter. Eine der Zwerg-Welsumer hat ihren etwas eigenen Kopf. „Sie fliegt immer wieder über den Zaun raus und baut sich in einem Küchenschrank ein Nest“, lächelt er.

Man merkt, dass Preuß sein Hobby liebt. Er ist Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Bad Godesberg, dem letzten seiner Art in Bonn. Am 23. November wird der Verein 100 Jahre alt. Ein Alter, auf das Vereinschef Preuß sichtlich stolz ist. Das Hobby Rassegeflügel sei zunehmend wieder im Trend.

Zur Historie: Alles nahm seinen Anfang im „Ännchen“ in Bad Godesberg. „Dort wurden einige Vereine gegründet“, sagt Preuß. Gut zwei Jahre nach dem Ersten Weltkrieg war Geflügelfutter schwer zu bekommen und teuer. So schlossen sich einige Godesberger damals zusammen. Zwei Jahre später trat Josef Henseler dem Verein bei, wie es in einer Vereinschronik zum 75-jährigen Bestehen heißt. Für damals fünf Mark das Stück kaufte er Eintagsküken weißer Wyandotten, eine Hühnerrasse, die ursprünglich aus Amerika stammt. „In den darauf folgenden Jahren führte ihn die Wyandottenzucht zu großen Erfolgen“, heißt es in der Chronik.

In Zeiten der Naziherrschaft hatte es der Geflügelzuchtverein schwer. Denn für dieses Hobby hatten die Machthaber wenig übrig, „das Wirtschaftsgeflügel hatte Vorrang“. Das Motto des Verbandes „Leistung und Schönheit“ bedeutete den Nazis nichts. Und als der Krieg vorbei war, musste der Verein den amerikanischen Besatzungsbehörden verständlich machen, dass er keine politischen Ziele verfolgte. Auch wenn die Rehabilitierung und somit die Fortsetzung der Vereinsarbeit gelang, normalisierte sich der Bestand an Tieren nur langsam. Durch den Krieg waren viele Zuchten zerstört worden.

Im Jahr 2001 übernahm Preuß den Vereinsvorsitz. Seine Eltern hatten schon Hühner gezüchtet, er übernahm das Rassegeflügel. Preuß züchtet rost-rebhuhnfarbige Zwerg-Welsumer. Mehrere Dutzend tummeln sich hinter seinem Haus im Gehege. Eine liegt seitlich in einer Erdkuhle und streckt die Beine aus. „Die Hühner mögen kein Wasser. Wenn sie sich säubern, machen sie das lieber in einem Erdbad“, sagt er. Zusätzlich zu den Hühnern hält Preuß noch drei Gänse.

Gerne erinnert er sich an die UN-Artenschutzkonferenz im Jahr 2008. Auch der Verein aus Bad Godesberg stellte dort seine Tiere aus. „Drei Tage dauerte sie an auf dem Münsterplatz“, erzählt Preuß. Sogar eine Reporterin aus England habe ihn damals interviewt.

Aufgrund von Corona sind alle geplanten Ausstellungen für dieses Jahr abgesagt. In Kontakt bleiben die Züchter aber trotzdem. Schon alleine deshalb, weil die Hühner alle sechs Wochen geimpft werden müssen. Die Impfung wird den Hühnern aber nicht einzeln gespritzt. „Das ist eine Tablette, die in einem Liter Wasser aufgelöst wird“, sagt Preuß. Wenn er das Wasser mit dem Impfstoff, bereits für jeden Abnehmer in einzelnen Fläschchen von einem befreundeten Verein abholt, muss es sehr schnell gehen. „Nach gut zwei Stunden verliert der Impfstoff seine Wirkung.“ Deshalb sind die Termine immer weit im Voraus bekannt und die Hühnerbesitzer können sich die Fläschchen bei Preuß abholen und bringen sie schnell nach Hause zu ihren Tieren.

Preuß ist Experte für die Geflügelrasse Zwerg-Welsumer. Er gebe immer mal wieder ein paar seiner Tiere an andere Züchter weiter. „Das kam in diesem Jahr bisher dreimal vor“, sagt er. „Einmal hat sich eine Halterin zwei junge Hühner geholt. Denn nach etwa fünf Jahren geben die Tiere nur noch wenige Eier.“

Dass eine große Feier zum 100-jährigen Bestehen wegen Corona ausfallen müsse, sei schade. „Es wird aber auf jeden Fall nachgeholt“, betont Preuß. Ob das im kommenden Jahr möglich sei, stehe aber auch noch nicht fest. Im Jahr 2021 würde die Feier dann noch mit einem weiteren Jubiläum zusammenfallen. Dann ist Wolfgang Preuß nämlich 20 Jahre Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Bad Godesberg.

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