Elterninitiative „Taubenschlag“ Bund fördert Hitzeschutz für Kita in Oberkassel

Oberkassel · Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat an diesem Donnerstag anlässlich der ersten bundesweiten „Woche der Klimaanpassung“ einen Förderbescheid an die Oberkasseler Elterninitiative „Taubenschlag“ überreicht.

 Bundesumweltministerin Steffi Lemke teilt der Kita Taubenschlag mit, dass das Projekt zur Klimaanpassung zu hundert Prozent gefördert wird.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke teilt der Kita Taubenschlag mit, dass das Projekt zur Klimaanpassung zu hundert Prozent gefördert wird.

Foto: Meike Böschemeyer

Wenn ein Mitglied des Bundeskabinetts Oberkassel besucht, dann muss es schon einen besonderen Anlass geben. Und den gab es auch: Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) besuchte am Donnerstagnachmittag die alte Villa der Kita Taubenschlag und hatte viel Geld im Gepäck.

146.000 Euro – und damit eine hundertprozentige Förderung – erhält die Elterninitiative für die Anpassung des alten Gebäudes an die Folgen des Klimawandels. Von dem Geld werden unter anderem neue Fenster und Türen eingebaut, ein großes Sonnensegel errichtet und zwei Schatten spendende Bäume gepflanzt. Die Nachricht aus Berlin löste nicht nur bei den Kindern große Freude aus.

Schwachstellen im Altbau

„Gerade dieser Sommer hat uns allen wieder deutlich gemacht, wie sehr wir uns auf die Folgen der Klimakrise einstellen müssen. Wir hatten teilweise 30 Grad Celsius in den Räumen. Das ist vor allem für Kleinkinder nur sehr schwer zu ertragen“, sagt Andreas Baumgärtner als Vater eines Kita-Kindes und als Projektbeauftragter der Elterninitiative.

Bei einem Rundgang zeigten Eltern und Vereinsmitglieder der Ministerin die aktuellen Schwachstellen im Altbau. Lemke überzeugte sich von der Notwendigkeit des geplanten Umbaus: „Das Geld ist hier gut angelegt. Wir hatten 100 Millionen Euro im Fördertopf und konnten nicht alle Anträge und Wünsche erfüllen.“

40 Kinder in zwei Kita-Gruppen

Seit 1992 existiert die Kindereinrichtung an der Königswinterer Straße unweit von dem Kleinod „Alte Evangelische Kirche“. Laut Emily Geisbauer-Ohle, stellvertretende Leiterin der Kita, werden täglich 40 Kinder ab zwei Jahren im Taubenschlag altersgemischt betreut. „Wir werden uns jetzt Angebote bei Handwerkern einholen und hoffen, im Januar mit dem Umbau beginnen zu können“, sagt Geisbauer-Ohle im Gespräch mit dem GA. Die Warteliste für Neulinge ist im Taubenschlag aktuell lang. Das liegt auch daran, dass der benachbarte Evangelische Kindergarten aufgegeben wird (der GA berichtete).

Die Orte im Rheintal haben sich laut Baumgärtner zu richtigen Wärmeinseln entwickelt. Hinzu käme noch die hohe Luftfeuchtigkeit in der Region. „In den nächsten 30 Jahren erwarten Wissenschaftler drei- bis viermal so viele Hitzetage im Vergleich zu heute. Das sind die Tage, an denen die Lufttemperatur jenseits der 30 Grad Celsius liegt“, erklärte der Physiker, der in Küdinghoven wohnt und in Oberkassel arbeitet. Für ihn steht fest: „Künftig wird es normal sein, dass wir uns ständig dem Klima anpassen müssen.“

Folgen der Klimakrise

Mit dem Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ will das Bundesumweltministerium gegen die Folgen der Klimakrise vorgehen und zugleich das Arbeitsumfeld und die Lebensqualität in den sozialen Einrichtungen verbessern.

Ministerin Lemke: „Die Folgen der Klimakrise sind längst in Deutschland angekommen. Dieser viel zu trockene und heiße Sommer macht es besonders deutlich. Unter langen Hitzewellen leiden vor allem Kita-Kinder, die vor den extremen Temperaturen in den Räumen und auf vielen Freiflächen der Kindertagesstätten nur unzureichend geschützt sind.“ Mit den passenden Verschattungsmaßnahmen, aber auch durch den Einbau moderner Wärmeschutzfenster und -türen werde die Hitzebelastung reduziert. So werde die Kita widerstandsfähiger gegen die Klimakrise, betont die Umweltministerin.

Woche der Klimaanpassung

Das Projekt „Taubenschlag“ sei ein sehr gelungenes Beispiel für die aktuelle „Woche der Klimaanpassung“, denn die Kita mache deutlich, dass Klimaanpassung vielerorts umgesetzt werden könne und für alle relevant sei, so Lemke.

Die Kita Taubenschlag wird von einer Elterninitiative geleitet. Gemeinsam mit den Erziehern werden pädagogische Konzepte erstellt und diese nach Bedürfnissen der Kinder angepasst und umgesetzt.

Die städtische Lage in Kombination mit der Beschaffenheit des Gebäudes führen im Sommer häufig zu hohen Temperaturen von über 30 Grad Celsius im Innenbereich. Auch ein Aufenthalt im Freien ist für die Kinder durch fehlenden Schatten nur begrenzt möglich. Die geförderten Anpassungsmaßnahmen führen zu einer wesentlichen Verbesserung der Spiel- und Lernbedingungen der Kita-Kinder und reduzieren die gesundheitlichen Risiken durch Hitze und direkte Sonneneinstrahlung. Von den Maßnahmen profitieren auch die Beschäftigten der Einrichtung, denn ihr Arbeitsplatz wird kühler und birgt damit weniger Gefahren für ihre Gesundheit.

Verbesserung der Luftqualität

Das Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ richtet sich bundesweit an Kommunen, gemeinnützige Vereinigungen sowie Organisationen und Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen. Das Bundesumweltministerium fördert Beratungen, umfassende Anpassungskonzepte und konkrete Maßnahmen, um sich gegen die Folgen der Klimakrise zu wappnen. Die Maßnahmen zur Klimaanpassung dienen zugleich häufig auch dem Klimaschutz, der Biodiversität, dem Speichern von Regenwasser, der Verbesserung der Luftqualität oder dem Lärmschutz. Vorsorge und Anpassung an die Folgen der Klimakrise tragen zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Gesellschaft bei und mindern unter anderem die Risiken für Gesundheit, Infrastruktur, Wirtschaft und mehr.

Die „Woche der Klimaanpassung“ ist Bestandteil des Sofortprogramms Klimaanpassung, das Bundesumweltministerin Lemke Ende März vorgestellt hat. Mit diesem Sofortprogramm hat Lemke im März 2022 eine sogenannte Beratungs- und Kompetenzoffensive für die Kommunen gestartet. Ziel ist es, die Umsetzung von Maßnahmen zur Vorsorge und Anpassung an die Klimakrise voranzubringen.

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