Innenminister Reul beim THW in Bonn Flutnacht ist auch heute noch in den Köpfen der Helfer

Bonn · In Bonn haben 66 Fluthelfer des THW die Feuerwehr- und Katastrophenschutz Einsatzmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen. Dabei erinnerten sie sich an die Einsätze bei der Flutkatastrophe.

Freuen sich über die Würdigung: Marcel Kroker (26,l.), Angelika Dung (62) und Werner Schneider (56).

Freuen sich über die Würdigung: Marcel Kroker (26,l.), Angelika Dung (62) und Werner Schneider (56).

Foto: Niklas Schröder

Eine besondere Würdigung haben am Samstag die Helfer des Technischen Hilfswerks erfahren. Anlässlich des Sommerfestes besuchte NRW-Innenminister Herbert Reul die Einsatzkräfte aus dem Bonner Ortsverband und verlieh 66 Fluthelfern die Feuerwehr- und Katastrophenschutz Einsatzmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mit bei der Ehrung waren auch Bürgermeisterin Melanie Grabowy, der THW-Landesbeauftragte Nicolas Hefner und der innenpolitische Sprecher Christos Katzidis (CDU, MdL). In seiner Rede betonte Reul, wie sehr das THW dem Land NRW während der Flutkatastrophe geholfen habe. „Es ist mir ein Anliegen, jedem Einzelnen persönlich danke zu sagen“, sagte der Innenminister.

8000 Einsatzstunden war der Bonner Ortsverband bei der Flutkatastrophe tätig. Für die Helfer begann der damalige Einsatz nach dem Unwetter um 15.24 Uhr. Zunächst wurde die Wasserschaden/Pumpengruppe nach Mechernich (Kreis Euskirchen) geschickt. Gruppenführer Werner Schneider erinnert sich: „Wir sollten dort einen Bach entlasten“, berichtete der 56-Jährige. Eigentlich sei das ein normaler Einsatz gewesen, als sich aber die Schadenslage vor Ort drastisch änderte, mussten sich Schneider und sein Team in Sicherheit bringen.

„Wir waren dort in Lebensgefahr, und das hat mich schon sehr beeindruckt“, berichtete der Tannenbuscher, der bereits 35 Jahre beim THW ist. „Wenn du aber die jungen Leute in Gefahr siehst, wird es auch für einen erfahrenen Menschen wie mich komisch.“ „Mit Hängen und Würgen“ sei man damals aus dem Einsatzort, eine Baustelle, herausgekommen. „In den Nachgesprächen haben mir die jungen Helfer berichtet, dass sie sich in der Flutnacht in Gefahr gesehen haben. Das belastet mich als Führungskraft schon sehr“, sagte Schneider.

Zwei Monate im Einsatz

Im Anschluss an die Flutnacht ergab sich ein zweimonatiger Einsatz mit vielfältigen Aufgaben – für die Führung und alle Gruppen des Ortsverbandes, berichtete Ortsbeauftragter Axel Müller-Storp. So wurden die Einsatzkräfte aus den Bergungsgruppen sowie der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandhaltung unter anderem in Blessem, Schleiden, Sinzig, Odendorf, Altenburg, Kreuzberg, Heimersheim, Euskirchen und Bad Münstereifel mit schwerem Gerät eingesetzt. „Viele Flüsse mussten von Unrat und Baumstämmen befreit werden. Auch ein aus einem Fluss geborgener Linienbus wurde in drei Teile zerschnitten und abtransportiert.“

Es sei wie in einem Kriegsgebiet gewesen, schilderte Helfer Marcel Kroker. „Keine Infrastruktur, kein Gas, kein Strom und kein fließendes Wasser.“ Noch heute beschäftigen den 26-Jährigen die Eindrücke: „Ich selbst wohne nicht weit weg von Sinzig und bekomme es praktisch jeden Tag mit, wie es da vor Ort immer noch aussieht“, erzählte Kroker.

In Bonn haben 66 Fluthelfer des THW die Feuerwehr- und Katastrophenschutz Einsatzmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen.

In Bonn haben 66 Fluthelfer des THW die Feuerwehr- und Katastrophenschutz Einsatzmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen.

Foto: THW

Karten zeigten das Ausmaß der Zerstörung

Viele Helfer waren auch beim Betrieb des Bereitstellungsraumes für 3000 Einsatzkräfte am Nürburgring tätig. Darunter Angelika Dung. Der 62-Jährigen sind die Erlebnisse noch heute sehr präsent. „Ich habe die ersten Anrufe entgegengenommen und war anschließend am Nürburgring im Einsatz. Von dort aus habe ich auf den Karten das gesamte Ausmaß der Zerstörung gesehen – das hat mich erschreckt “, berichtete die Bonnerin.

Die Flutnacht und die Bilder aus den betroffenen Gebieten werde immer in den Köpfen bleiben, meinte Dung. Neben den Helfern wurden auch THW-Mitglieder für Ihre langjährige Treue ausgezeichnet: unter anderem für 50 Jahre Mitgliedschaft Albert Pommerenke und für 60 Jahre Mitgliedschaft im THW Armin Schulz-Kraus.

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