Todesfall in Uniklinik Dreijährige Covid-Patientin kam mit Lungen- und Herzversagen nach Bonn

Bonn · Die Uniklinik Bonn hat nähere Informationen zum Fall des an Covid-19 erkrankten Kleinkindes veröffentlicht, welches dort im April verstorben war. Demzufolge kam die Dreijährige bereits mit Lungen- und auch Herzversagen nach Bonn.

 Im Uniklinikum Bonn ist eine Dreijährige gestorben.

Im Uniklinikum Bonn ist eine Dreijährige gestorben.

Foto: Benjamin Westhoff

Das dreijährige Mädchen, das im April in der Bonner Uniklinik nach einer Sars-CoV-2-Infektion verstorben ist, war laut Klinik chronisch krank und wurde mit immunschwächenden Medikamenten behandelt. „Es wurde aus einer Klinik in NRW an das Universitätsklinikum Bonn verlegt, nachdem es dort wegen eines Krampfanfalls aufgenommen und während der dortigen Behandlung reanimationsbedürftig wurde“, teilt das Universitätsklinikum Bonn mit.

Bei schließlich schwerem Lungen- und Herzversagen sei das Kind nach Bonn verlegt worden, um im spezialisierten Kinder-ECMO-Zentrum versorgt zu werden. Patienten, die von kleinen Krankenhäusern oder anderen Stationen nicht versorgt werden können, erhalten hier noch eine Chance. Das Mädchen sollte durch eine künstliche Lunge, mit der sogenannten Extrakorporale-Membran-Oxygenierung (ECMO), beatmet werden. Als sich jedoch herausstellte, dass das Gehirn irreversibel geschädigt war, verzichteten die Ärzte auf die ECMO-Therapie, „sodass das Kind nach weiterer Verschlechterung an Multiorganversagen verstarb“, erklärt die Uniklinik.

Ob die Dreijährige an einem Lungenversagen, das durch das neuartige Coronavirus verursacht wurde, oder an den Komplikationen von epileptischen Anfällen verstarb, bleibe Spekulation. „Auch werden nicht die Kriterien eines Multisystem-Entzündungssyndroms des Kindesalters, ausgelöst durch SARS-CoV-2, erfüllt.“

Der Fall ist für die Mediziner aber nicht abgeschlossen. Aktuell arbeiten Kinderärzte und Genetiker der Uniklinik an dessen Aufarbeitung. Sie fanden genetische Varianten, die einen angeborenen Immundefekt nahelegen und der zum schweren Krankheitsverlauf geführt haben könnten. „Es handelt sich hierbei um einen außergewöhnlichen Einzelfall und Verlauf bei dem wir eine seltene genetische Ursache vermuten“, sagt Klinikchef Wolfgang Holzgreve. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, könnten helfen, die Interaktionen des Virus mit dem Immunsystem besser zu verstehen.

Auch der Virologe Hendrik Streeck sei an den Untersuchungen beteiligt. Die Forschung selbst könne Monate dauern, das gesamte Genom des Kindes und der Eltern wird dabei sequenziert. Zudem seien homozygote Varianten in zwei Genen identifiziert worden, also , also „reinerbige“ Varianten. Das bedeutet, dass beide Eltern Erbinformationen weitergegeben haben. „Beide Gene haben eine Funktion im Immunsystem“, so Holzgreve. Der wissenschaftliche Bericht dazu sei zur Publikation in einer Fachzeitschrift eingereicht worden.

 Dass der Tod des Kindes nicht veröffentlicht wurde, liege daran, dass man Rücksicht auf die Angehörigen genommen habe. Allerdings hatten die Ärzte den Vorfall an das Covid-19-Survey der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie gemeldet.

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