Rheinische Redensarten Wat do mähs hält nur vun Zwöllef bes Meddach

Rheinland · Wir stellen schöne und sinntiefe Dialektredewendungen vor. Heute: Wat do mähs hält nur vun Zwöllef bes Meddach.

Was Du machst, das hält nur von Zwölf bis Mittag.

Was Du machst, das hält nur von Zwölf bis Mittag.

Foto: GA-Grafik

Manchmal wird es dem Rheinländer einfach zu bunt. Dann geht er mitten in den Konflikt hinein. Dann wird auch nicht mehr drum herumgeredet. Denn am Ende geht es bei allem Tun auf Erden um die Qualität. Wer wüsste das besser zu bestätigen als der Handwerker. Aber auch andere Disziplinen wissen davon ein Lied zu singen: Kunst kommt von Können. Sollte es zumindest. 

Wenn jemand dagegen eine in Aussicht gestellte Leistung entweder nicht erbringen will, oder einfach nicht dazu in der Lage ist, dann kommt folgende rheinische Redewendung zum Einsatz: „Wat do mähs, hält nur vun Zwöllef bes Meddach!“ Zu gut Hochdeutsch: Was du machst, das hält nur von Zwölf bis Mittag! Also, gar nicht. Denn zwischen zwölf Uhr und Mittag ist nichts, nada, niente. Logisch-mathematisch wird hier ein Wort von seinem Synonym abgezogen, wobei die beiden Begriffe von der Bedeutung her den gleichen Wert aufweisen. Die Formel dazu lautet: X-X=0. Und das gilt für jedes X.

Sprachliche Mathematik

Die Anschuldigung, die hier also hinter einem logisch verklausulierten Satz steht, ist also: Du kannst gar nix! Derjenige, über den das seitens eines Fachmanns geäußert wird, der kann eigentlich gleich einpacken. Und wenn es sich bei ihm tatsächlich um einen Handwerker handeln sollte, von dem man eigentlich langlebige Qualitätsarbeit erwartet, dann kann er auch seinen Beruf aufgeben, oder sich mal tüchtig anstrengen, um aus diesem Tal der Tränen herauszukommen. 

Der Moment, in dem der Satz fällt, erinnert wegen des Sprachbildes auch ein bisschen an High noon, Zwölf-Uhr-Mittags. Man stellt sich zwei Cowboys vor, die sich auf der menschenleeren Hauptstraße duellieren. Staub weht, die Sonne flirrt. Wer wird wohl gewinnen? Natürlich der, der es besser kann. Ausgleichende Gerechtigkeit also. Eine Qualitätskontrolle der evolutionären Art. Wer überlebt, ist besser und hat es verdient. 

Wer überlebt, hat es verdient

Vielleicht überinterpretieren wir hier die Redensart „Von Zwölf bis Mittag“ willentlich ein bisschen, aber man bekommt einen Eindruck davon, dass die rheinischen Beleidigungen oft im Schafsspelz daher kommen, darunter aber bleckende Zähne tragen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort