Baumgart genervt Welche Rolle spielte Reul bei der Derby-Verlegung?

Köln · Der neue Spieltermin sorgt für reichlich Diskussionen zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln. NRW-Innenminister Herbert Reul soll bei der Verlegung eine wichtige Rolle gespielt haben.

Steffen Baumgart ist die verbalen Spielchen leid.

Steffen Baumgart ist die verbalen Spielchen leid.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Giftpfeile flogen hin und her, doch Steffen Baumgart war die verbalen Spielchen leid. „Die haben sich entschuldigt, super gemacht. Toll. Vielen Dank. Ich nehme die Entschuldigung gerne an“, sagte der Trainer des 1. FC Köln sichtlich angesäuert: „Jetzt sollten wir wieder zur Tagesordnung kommen.“

Die Diskussionen um die Verlegung des Lokalduells bei Bayer Leverkusen von Sonntag auf Freitag (20.30 Uhr/DAZN) wollte Baumgart am Mittwoch nicht weiterführen. Die jüngste Entschuldigung der Leverkusener aufgrund der unglücklichen Kommunikation interessierte den schwer genervten Coach ebenso wenig wie die allgemein hitzigen Debatten um die Verschiebung.

„Die Situation ist jetzt so. Die nehmen wir jetzt an. Und dann ist auch okay. Alles andere ist Geplänkel und braucht auch keiner“, sagte Baumgart trocken. Gespräch beendet.

Dabei gibt es durchaus interessanten Gesprächsstoff. So hatte NRW-Innenminister Herbert Reul beim Kölner Polizeipräsidium um eine „wohlwollende Prüfung“ einer Verschiebung der Partie in der BayArena gebeten. Das berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger am Mittwoch.

„Der Minister hat in dem Fall nichts entschieden, sondern die Polizei lediglich um wohlwollende Prüfung gebeten, wie in ähnlichen Fällen bei anderen Vereinen übrigens auch schon“, wird ein Sprecher Reuls zitiert. Dass Reul nicht nur als Dienstherr der Polizei, sondern auch als Dauerkarten-Inhaber von Bayer 04 Einfluss auf die Verlegung nahm, dürfte für die Kölner aber mindestens einen Beigeschmack haben.

Exakt eine Woche vor dem neuen Spieltermin und nach entsprechender Prüfung war die Verlegung offiziell geworden. Die Neuansetzung resultiert aus einem „eindringlichen Wunsch“ der Leverkusener, die am Donnerstag kommender Woche im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei der AS Rom um das Finale kämpfen.

In Köln zeigte man sich empört, FC-Geschäftsführer Christian Keller stellte die „Integrität des Wettbewerbs“ infrage und polterte: „Wir als Spielpartner wurden als allerletztes involviert, als die Nummer mehr oder weniger schon durch war.“ Klare Worte in Richtung der Deutschen Fußball Liga (DFL), in deren Aufsichtsrat Keller Mitglied ist, sowie auf die andere Rheinseite nach Leverkusen.

Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro drückte gegenüber Keller sein Bedauern aus, „wenn er und seine Mitstreiter beim FC das Gefühl haben, zu spät informiert worden zu sein“. Zugleich sprach er jedoch von einem „formal einwandfreien Prozess“. FC-Trainer Baumgart biss sich am Mittwoch anscheinend mit Mühe auf die Lippe.

Stattdessen appellierte er eindringlich an die Fans. „Es ist die große Hoffnung und mein Wunsch, dass wir alle die Nerven behalten. Es geht um ein ganz klares Statement: Fußball muss im Vordergrund stehen, nichts anderes“, sagte Baumgart. So sei ihm auch die Frage, ob das Spiel gegen Bayer nun als Derby bezeichnet werden darf oder nur als Nachbarschaftsduell, „scheißegal. Wir haben am Freitag ein Spiel gegen eine sehr gute Mannschaft“, sagte Baumgart: „Es wäre schön, wenn wir damit aufhören.“

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort