Überraschender Coup Telekom Baskets verpflichten Chris Babb

Bonn · Die Telekom Baskets holen einen Hochkaräter auf den Hardtberg: Shooting Guard Chris Babb bringt NBA- und BBL-Erfahrung mit und spielte zuletzt beim griechischen Erstligisten Patras.

 Treffsicher aus der Distanz: Chris Babb.

Treffsicher aus der Distanz: Chris Babb.

Foto: imago images/Nordphoto/nph / Hafner via www.imago-images.de

Eigentlich war es ein ganz alltägliches Sommerpausenthema, das bei den Telekom Baskets Bonn am Sonntag die Aufmerksamkeit endlich wieder auf das Sportliche lenkte. Ein Neuzugang. Aber es ist nicht irgendein Neuzugang. Es ist ein Hochkaräter. Vom griechischen Erstligisten Promitheas Patras kommt Chris Babb auf den Hardtberg. Der 30-Jährige soll seine Erfahrung, die er unter anderem bei den Boston Celtics in der NBA gesammelt hat, einbringen.

Für Bonns neuen Headcoach Igor Jovovic waren neben Babbs individuellen Fähigkeiten auch die internationale Erfahrungen des Amerikaners ein Argument: „Wir haben die letzten Wochen intensiv daran gearbeitet, die besten Spieler für unser Team zu finden, um in der kommenden Saison wieder eine gute Rolle in der BBL zu spielen. Chris ist ein BBL-Veteran, der nicht nur die Liga kennt, sondern hier auch sehr erfolgreich war. Von seiner Qualität, auch auf noch höherem Niveau, erhoffen wir uns wichtige Impulse für die Mannschaft.“

Im GA-Interview hatte Sportmanager Michael Wichterich noch darauf verwiesen, dass vermehrt in kleinen Ligen Spieler passend zum Budget gesucht werden sollten. Babb dürfte nicht gerade ein Schnäppchen sein. „Ich habe auch gesagt, dass wir Eckpfeiler für unsere Mannschaft brauchen“, erklärt er. „Und: Es ist ein verrückter Sommer.“ Die Transfergeschäfte gestalten sich inmitten der Krise überraschend. Vielleicht auch überraschend preiswert...

Doch Wichterich gibt auch zu bedenken: „Es ist nicht der Chris Babb, der Ulm 2017 verlassen hat.“ Damals war der Mann aus Texas maßgeblich am Erfolg der Ulmer beteiligt., die ihn 2015 nach einem lausigen Saisonstart nachverpflichtet hatten und mit Babb dann Vizemeister wurden. Im Jahr darauf wurden die Schwaben Hauptrundenerster, schieden dann aber im Halbfinale aus. In beiden Spielzeiten wurde Babb in die Top-Fünf der Bundesliga gewähhlt.

Der Shooting Guard soll also ein Eckpfeiler sein. „Wir erwarten von ihm, dass er den Jüngeren sagt, wo es lang geht, und in spielentscheidenden Situationen seine Erfahrung einbringt“, erklärt Wichterich. „Außerdem bringt er ein gutes Gesamtpaket mit, das wir auch nutzen wollen. Wir wollen nicht nur den Distanzwerfer Babb.“

Fall Saibou: Deutscher Basketball Bund (DBB) nimmt Stellung

Der im Laufe der vergangenen Woche rund um den Telekom Dome aufgewirbelte Staub hat sich währenddessen noch nicht gelegt. Nachdem die Baskets Joshiko Saibou im Nachgang seiner Teilnahme an der Großdemonstration in Berlin fristlos entlassen hatten, bleibt die Personalie ein kontrovers diskutiertes Thema, und die Telekom Baskets Bonn stellen sich auf ein juristisches Nachspiel ein.

Inzwischen bezog auch der Deutsche Basketball Bund (DBB) Stellung: „Eine Nominierung von Joshiko Saibou ist Sache des Bundestrainers. Es wird definitiv ein klärendes Gespräch geben müssen“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Bereits vor sechs bis acht Wochen habe es ein Gespräch gegeben, als die Ansichten von Saibou erstmals hochkamen. „Ich habe ihm gesagt, ich nehme deine Meinung zur Kenntnis, teile sie aber nicht“, führte Weiss weiter aus.

Saibou hatte am Dienstag, dem Tag nach der Entlassung, auf Instagram geschrieben: „Wenn ich eine polarisierende Meinung habe, ist Gegenwind verständlicherweise vorprogrammiert. Daraufhin jedoch meinen Job zu verlieren, ist totalitär und ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit.“ Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich wies im Fall Saibou auf die Meinungsfreiheit auch bei kritischen Themen hin. Die Baskets legen Wert auf die Feststellung, „dass es bei uns keinen Maulkorb gibt. Im vorliegenden Fall geht es um die Einhaltung von Regeln zum Schutz aller“, sagte der Baskets-Präsident.

Rückendeckung erhielt er von DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der die fristlose Kündigung von Saibou begrüßte. „Wer als Profi gegen seine arbeitsvertraglichen Pflichten oder die Werte des Sports verstößt, hat mit den entsprechenden Konsequenzen zu leben. Wir empfinden es als wertvolles Zeichen, wenn Vereine hier verantwortungsbewusst und werteorientiert agieren“, sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Das widerlegt das gängige Vorurteil, dass es in Teilen des Sports ohnehin nur um Erfolg und Geld geht.“

Saibou war wegen „Verstößen gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrages als Profisportler“ am Dienstag fristlos gekündigt worden.

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