Zwei Siege als Außenseiter Mentale Stärke ist der große Trumpf der Telekom Baskets

Bonn · Nach zwei Siegen als Außenseiter ist klar: Die mentale Stärke der Telekom Baskets macht vieles möglich. Nach dem Erfolg gegen Ulm überraschte Kapitän Karsten Tadda seine Teamkollegen mit einem Geschenk.

 Und los geht die wilde Humba-Fahrt: Skyler Bowlin (rechts) und Parker Jackson-Cartwright feiern den Überraschungssieg gegen Ulm.

Und los geht die wilde Humba-Fahrt: Skyler Bowlin (rechts) und Parker Jackson-Cartwright feiern den Überraschungssieg gegen Ulm.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

 Skyler Bowlin hatte Lust zu Feiern. Große Lust. Er war sich aber nicht sicher, ob er durfte. Also ging er zu Baskets-Sportmanager An­dreas Boettcher und fragte: „Andreas, erlaubt das Hygienekonzept die Humba?“ Und Boettcher gab ihm grünes Licht: „Sicher Junge, mach!“ Wie lange hatte der Hardtberg auf dieses ausgelassene Gehüpfe warten müssen. Weil es entweder keine Zuschauer oder  keinen Anlass gab.

Der irre 76:73-Comeback-Sieg der Baskets, die über lange Strecken mit ihren Bemühungen an grundsoliden Ulmern abzuperlen schienen, jedenfalls war Anlass genug, dass sich 3200 Zuschauer von Bowlin, dem Teamkapitän Karsten Tadda am Ende der H U M B A „Ausruweseichen!“ soufflierte, in ein Tollhaus verwandeln ließen.

Da war Jaka Lakovic längst in der Kabine. Der Gäste-Trainer hatte kaum die Schlusssirene abgewartet, da war er aus der Halle gestoben. Die unter Basketballern übliche Gratulation nach Spielende war dem wütenden Slowenen nicht möglich. Zu sehr musste er sich ärgern, dass seine Mannschaft ein Spiel gegen lange chancenlos wirkende Bonner nicht rechtzeitig für sich entschieden hatte.

Erst nachdem er sich zur Pressekonferenz ein wenig gesammelt hatte, sagte er: „Gratulation an Bonn zum Sieg! Es war ein enges Spiel. Ein Faktor hat das Spiel heute entschieden: die Offensiv-Rebounds. Es kam nicht auf die Spieler-Qualität oder das Talent an, sondern auf den Willen und die Widerstandskraft von Bonn. 32 Bonner Offensiv-Rebounds sind vielleicht sogar ein Rekord. Es ist schwer zu verstehen, wie so etwas passieren konnte. Wir müssen Bonn Respekt für diese Leistung zollen.“

Baskets beeindrucken mit 32 Offensiv-Rebounds

32 Offensiv-Rebounds sind nicht nur vielleicht BBL-Rekord, sie sind es tatsächlich. Und Lakovic lag vollkommen richtig. Dieser statistische Wert sagte alles über die eigentliche Leistung der Mannschaft von Cheftrainer Tuomas Iisalo. Die meisten anderen Statistiken waren schwer verdaulich: Trefferquote: 36 Prozent (Ulm 60), Freiwurfquote 50 Prozent (Ulm 58), Dreierquote 22 Prozent (Ulm 33).

„32 Offensiv-Rebounds?“, fragte Iisalo in die Fernsehkamera. „Unglaublich.“ Er strahlte. Und Andreas Boettcher, der sich fragte, wie die Männer um den überragenden Skyler Bowlin dieses Spiel noch hatten drehen können, antwortete sich selbst immer noch etwas ungläubig den Kopf schüttelnd: „Die geben einfach nie auf.“

Die mentale Stärke dieser Bonner Mannschaft hat so schon zum zweiten Außenseitersieg geführt. Und dann kam mit dem Schnuppern an der Siegchance die Energie der Halle dazu. Bowlin lieferte das Komplettpaket eines Matchwinners ab: Team anführen, wichtige Würfe treffen, Gegner mit lästiger Defense entnerven, Fans an Bord holen. Und die Feierlichkeiten anzetteln.

Als die Ulmer das Unheil im Schlussdurchgang kommen sahen, waren sie nicht mehr in der Lage, sich gegen die Baskets-Energie zu stemmen. Bowlin hatte die Gäste als einziger treffsicherer Bonner an diesem Abend mit sieben erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen vorgewarnt – und doch hinderte ihn 5,5 Sekunden vor Schluss niemand am siegbringenden Korb von „downtown“.

Baskets sind am Sonntag erneut zu Gast in Berlin

Die Halle tobte, doch keiner der fünf auf dem Feld jubelte auch nur ansatzweise. Schließlich waren noch fünf Sekunden zu spielen. Mit cleverer Defense erlaubten sie Ulm nur noch einen sehr schwierigen Wurf, dann durfte die Freude raus.

In der Kabine erwartete die Mannschaft dann noch eine kleine Überraschung von Karsten Tadda. Ein kleines beschriftetes Tütchen für jeden, darin ein schwarzes Silkonarmband mit der Aufschrift „Bonn 21/22 #teamwork“. Ein Motto, das Glück für die Saison bringen und am Sonntag (18 Uhr) in Berlin wieder zum Erfolg führen soll.

 Bändchen fürs Team: Kapitän Karsten Tadda hat sich etwas für seine Kollegen einfallen lassen.

Bändchen fürs Team: Kapitän Karsten Tadda hat sich etwas für seine Kollegen einfallen lassen.

Foto: Suciu

Nach dem 88:86-Sieg zum Saisonauftakt treten die Baskets innerhalb von zehn Tagen zum zweiten Mal in der Bundeshauptstadt an. Im Pokalwettbewerb geht es um den Einzug ins Viertelfinale. Wieder sind die Baskets Außenseiter. Wieder wird es ihnen egal sein.

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