Vorbereitung auf Notfälle So erlebten Bonner den Probealarm am Warntag

Bonn · Der landesweite Warntag hat gezeigt: Nicht jedes Handy kann die Notfallmeldungen über Cell Broadcast empfangen. Viele Bonner finden die Probealarme gut, weil sie auch daran erinnern, für den Notfall vorzusorgen.

Beim landesweiten Warntag klingelten nicht nur die Handys in Bonn, sondern es wurden auch die digitalen Werbedisplays bespielt. Studentin Zoe (19) schaut sich eine Werbetafel an der Bonner Uni an, auch auf dem Handy ist der Alarm angekommen.

Beim landesweiten Warntag klingelten nicht nur die Handys in Bonn, sondern es wurden auch die digitalen Werbedisplays bespielt. Studentin Zoe (19) schaut sich eine Werbetafel an der Bonner Uni an, auch auf dem Handy ist der Alarm angekommen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Schulkasse aus der Nähe von Birmingham hatte bei ihrem Bonn-Besuch am Donnerstag mit vielem gerechnet – aber nicht damit, dass plötzlich die Sirenen heulen und ihre Handys bedrohlich klingeln. „Wir haben uns total erschrocken und wussten gar nicht, was los ist“, erzählte der 15-jährige Ellis. Die Auflösung kam auch erst einige Minuten später, als ihre Mobiltelefone die sogenannte Cell Broadcast Nachricht auch auf Englisch, und nicht nur auf Deutsch erreichte.

NRW-Innenminister Herbert Reul klickte um 10:59 Uhr im Lagezentrum der Landesregierung in Düsseldorf mit der Maus, und das ganze Land schlug Alarm: Auch in Bonn war der Warntag nicht zu überhören und -sehen. Neben der Warnapp Nina und den digitalen Werbetafeln wurde zum zweiten Mal das Cell Broadcast System getestet, bei dem direkt an die Handys eine Alarmnachricht verschickt wird. Das funktionierte aber nicht bei jedem Gerät.

In Großbritannien gab es noch keine Probealarme

In der Gruppe der sechs britischen Jugendlichen blieb nur Kates (14) Handy stumm. „Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Es ist ein neueres Samsung“, sagte sie. Bei den anderen erschien auf dem Display eine rot blinkende Nachricht, die erst verschwand, als man sie bestätigte. Großflächige Probealarme kennen sie aus ihrer Heimat nicht – dort will man den „UK-Alert“ in den nächsten Wochen landesweit testen und in diesem Jahr einführen. „Es ist schon schlau, das zu üben. Dann wissen die Menschen besser darüber Bescheid“, sagte Kate. Das Thema Krisen sei dennoch in Großbritannien präsent – aber nicht wegen des Kriegs in der Ukraine, sondern wegen des Brexits. „Wir dürfen im Moment von einigen Waren nur eine bestimmte Menge kaufen, zum Beispiel bei Obst und Gemüse“, erzählte Kate. Deshalb machten sich die Menschen mehr Gedanken über ihre Vorräte.

Für eine 72-jährige Rentnerin aus Duisdorf, die mit klingelndem Handy am Alten Rathaus auf den Bus wartete und zusah, wie der Probealarm auf einer Werbetafel gezeigt wurde, ist die Notfallvorsorge schon viele Jahre ein Thema. Sie hat immer eine gewisse Menge an Konserven und lang haltbaren Lebensmitteln zu Hause. „Das liegt aber auch daran, dass ich nicht so häufig etwas nachkaufen will“, sagte sie. Damit setzt sie das um, was auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät: Einen „lebendigen Vorrat“, der in den alltäglichen Lebensmittelverbrauch integriert ist. So wird er immer wieder verbraucht und erneuert, ohne dass etwas verdirbt. Einen Stromgenerator oder Ähnliches, um sich vor einem mehrtägigen Blackout zu schützen, benutzt die 72-Jährige nicht. „Ein paar Kerzen tun es doch auch, wenn kein Licht mehr da ist.“ Generell hat sie Angst, dass der Krieg auch nach Deutschland kommen könnte. „Aber daran kann ich nichts ändern. Das muss man ein bisschen rheinisch sehen und die Situation so nehmen, wie sie ist.“

Wichtige Arznei- und Lebensmittel bei den Eltern

Die Bonner Studentin Zoe (19) verlässt sich, was Krisen angeht, auf ihre Eltern. „Ich wohne auch noch zu Hause“, sagt sie. „Seit der Corona-Pandemie sind Notfälle eher ein Thema bei uns geworden, weil zeitweise manche Waren in den Supermärkten knapp waren.“ Wichtige Arzneimittel und Lebensmittel, die sich lange halten, gehören in der Familie seitdem zur Grundausstattung. „Ich finde es nicht schlimm, wenn alle paar Monate Probealarme gemacht werden“, erzählt Zoe. Ihr gebe es Sicherheit, weil sie dann weiß, dass das Notfallsystem funktioniert, wenn wirklich mal etwas passiert.

Dem 24-jährigen Justin war es dagegen zu viel, dass es nun schon wieder einen Warntag gab. „Man nimmt einen richtigen Alarm gar nicht mehr ernst, wenn es zu häufig Übungen gibt.“ Auf Stromausfälle oder Lebensmittelengpässe bereitet er sich gar nicht vor. „Im Notfall bin ich gearscht“, sagt er ganz trocken. Großartige Vorräte könne er ohnehin nicht anlegen, weil in seiner Kölner Wohnung dafür der Platz fehle. „Auf dem Dachboden wäre vielleicht Platz, aber dann gibt es Ärger mit dem Hausmeister.“

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