Debatte um Netzausbau Telekom-Chef Höttges nennt Kritik der Wettbewerber „schräg“

Bonn · Die Deutsche Telekom und ihre Konkurrenten liefern sich gerade eine hitzige Debatte über die Spielregeln beim Ausbau des Glasfaser- und des Mobilfunknetzes. Telekom-Chef Timotheus Höttges hält das Bild vom kleinen Wettbewerber, dessen Netz von der großen Telekom überbaut werde, für völlig falsch.

 Die Spielregeln beim Glasfaserausbau werden derzeit in der Branche heftig diskutiert.

Die Spielregeln beim Glasfaserausbau werden derzeit in der Branche heftig diskutiert.

Foto: dpa/Matthias Rietschel

Die Hitzigkeit der Debatten zwischen den Wettbewerbern auf dem Telekommunikationsmarkt nimmt derzeit genauso zu wie der Infrastrukturwettbewerb. „Weil wir unser Netz deutlich schneller und konsequenter ausbauen als die Wettbewerber, werden wir jetzt von unseren Wettbewerbern kritisiert? Ich finde das mehr als schräg“, klagte am Donnerstag Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Vorstellung der Quartalszahlen seines Unternehmens. Konkurrenten der Telekom kritisieren, dass der Bonner Konzern seine starke Marktstellung bei herkömmlichen Telefon- und Internetanschlüssen dazu nutzen würde, um auch beim Glasfaserausbau überproportional Kunden zu gewinnen. Das bremse die Dynamik des Glasfaserausbaus in Deutschland.

Doch das sieht Höttges ganz anders: „Die Leute kommen zu uns, weil wir den besten Service in der Industrie und die besten Netze haben.“ Er warne davor, jetzt nach mehr Regulierung zu rufen. Das Bild von den kleinen Wettbewerbern, deren Netz von der großen Telekom überbaut werde, sei falsch. Das zeige sich gerade sehr genau in Bonn. Während die Telekom hier bereits seit 2020 beim Glasfaserausbau in vollem Gang sei, habe Westconnect als Gemeinschaftsunternehmen von Eon und Finanzinvestor Igneo vor vier Wochen angekündigt, in den Glasfaserausbau in Bonn einzusteigen und das Telekom-Netz zu überbauen.„So ist das mit dem Infrastukturwettbewerb.“

Auch die Forderung vom Chef des Wettbewerbs 1&1, Ralph Dommermuth, Zugang zu den Mobilfunknetzen der Konkurrenten zu erhalten, während das firmeneigene Netz noch im Aufbau sei, habe die Telekom „mit Verwunderung“ gehört. Denn so ein „Super-Roaming“ gebe es in keinem anderen Land in Europa.

Nur leichtes Wachstum

Wirtschaftlich ist die Telekom mit nur leichtem Wachstum ins Jahr gestartet. Der Konzernumsatz stieg um 0,3 Prozent auf 27,8 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis legte um 0,9 Prozent auf zehn Milliarden Euro zu. Eine überragende Rolle spielte der Abschluss des Verkaufs der Funktürme. Wie im Juli 2022 vom Unternehmen angekündigt, verkaufte der Konzern 51 Prozent seines Funkturmgeschäfts in Deutschland und Österreich an Digital Bridge und Brookfield. Die dabei erzielte Bewertung habe maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der Konzernüberschuss mit 15,4 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahresquartal nahezu vervierfachte. Ohne dieses Geschäft wäre der Gewinn um 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf zwei Milliarden Euro zurückgegangen, vor allem wegen des Zinseffekts bei der Bewertung von Verbindlichkeiten und Rückstellungen.

„Wir werden die zufließenden Mittel in erster Linie dafür einsetzen, unsere Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren“, sagte Höttges. Ende März hatte die Telekom eine Verschuldung in Höhe von 133,5 Milliarden Euro, neun Milliarden weniger als zum Jahreswechsel.

Mehr Breitband-Anschlüsse

Die Zahl der Breitband-Anschlüsse stieg im ersten Quartal um 74.000 auf knapp 14,8 Millionen, erläuterte Finanz-Chef Christian Illek. Die Telekom sei weiterhin der stärkste Anbieter mit einem Neukunden-Marktanteil oberhalb des Ziels von 40 Prozent. Einen starken Anstieg habe es bei den Kunden gegeben, die über einen Breitband-Anschluss mit mindestens 100 M-Bit/s verfügen. Im Jahresvergleich habe sich hier der Kundenbestand um 1,1 Millionen auf 6,2 Millionen erhöht. Das entspricht 42 Prozent der Kunden.

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