Kirchenmusiker aus Wassenach Rudolf Ewerhart erhält hohe päpstliche Auszeichnung

Wassenach · Das Leben von Rudolf Ewerhart dreht sich um die Barockmusik und das Burghaus in Wassenach. Dort trug er eine Sammlung historischer Musikinstrumente zusammen. Nun empfängt der 92-Jährige eine hohe päpstliche Auszeichnung.

 Rudolf Ewerhart zeigt im Burghaus, dass sich diese bemalte Holzplatte mit fürstlich-königlichen Symbolen unter der Abdeckung einer Orgel befand.

Rudolf Ewerhart zeigt im Burghaus, dass sich diese bemalte Holzplatte mit fürstlich-königlichen Symbolen unter der Abdeckung einer Orgel befand.

Foto: Ginzler/unknown

Er ist ein Sammler und hat das Feld der Musik auf vielfache Weise bestellt. Der promovierte Musikwissenschaftler und Professor Rudolf Ewerhart, der im spätbarocken Burghaus von Wassenach in der Verbandsgemeinde (VG) Brohltal lebt, wirkte als Dozent, Dirigent, Herausgeber und Musiker. Als er zudem anfing, historische Musikinstrumente zusammenzutragen, gebar seine Liebe zur Musik eine zweite Leidenschaft.

Ewerhart wird am 6. September in Wassenach durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann mit dem Gregoriusorden ausgezeichnet, den der Papst an Menschen für ihre Verdienste in der katholischen Kirche verleiht. Wie die bischöfliche Pressestelle Trier auf GA-Nachfrage mitteilt, hat Ewerhart, der insbesondere in der Erzdiözese Köln tätig war, bereits den Gregoriusorden im Rang eines Ritters erhalten. „Nun steigt er in den zweiten Rang als Komtur auf. Sichtbar wird das durch einen Orden, der am Hals getragen wird und nicht wie beim Ritter am Revers.“ Grund genug, einmal auf das weit gespannte Arbeitsgebiet des heute 92-Jährigen zu blicken.

Am 15. Juni 1928 kam er im saarländischen Lebach zur Welt, wuchs in Trier auf, war dort Domsingknabe und studierte in Köln und Freiburg Kirchenmusik sowie Dirigieren und Musikwissenschaft. In Köln hat er 1953 promoviert und begann im selben Jahr seine Organistentätigkeit. Hauptberuflich unterrichtete er Kirchenmusik und Orgel in Münster (1955-1974) und in Köln (1972-1992) mit einer Professur auf Lebenszeit. Wer sich das 50 Seiten starke und dennoch unvollständige Verzeichnis der sonstigen Aktivitäten Ewerharts anschaue, dem komme dafür allerdings kaum der Begriff Nebentätigkeiten in den Sinn, befand der Deutschlandfunk 2018.

Ewerhart dirigierte jahrzehntelang den Trierer Motettenchor und den Santini-Kammerchor. Er gab mehr als 200 Editionen von Musikwerken des 17. und 18. Jahrhunderts heraus: „Damit bin ich Rekordhalter.“ An der Orgel, am Cembalo und als Dirigent war er an Hunderten von Konzerten und Aufnahmen für Rundfunkanstalten und Schallplattenfirmen beteiligt. „Die vollständige Aufnahme von Konzerten für Orgel und Orchester durch Georg Friedrich Händel mit dem Collegium Aureum für das legendäre deutsche Label Harmonia Mundi machte ihn als Organist weltweit bekannt“, liest man auf der Internet-Musikseite http://www.bach-cantatas.com. Er verfasste zahlreiche wissenschaftliche Beiträge über Klavier- und Orgelbauer, Organisten und Musikinstrumente mit Geschichte.

Als Rudolf Ewerhart und seine Frau Helena 1982 das barocke ehemalige Burghaus in Wassenach, zuletzt als Hotel und Restaurant genutzt, erwarben, sollte es eine Bleibe für sie und die schon begonnene Sammlung von historischen Musikinstrumenten sein. Insbesondere handelt es sich um Raritäten wie Tasteninstrumente aus dem 17. bis 19. Jahrhundert (Orgel, Clavichord, Cembalo, Spinett und Hammerklavier).

Das Haus wollten die Ewerharts in Mainz unter Denkmalschutz stellen. „Doch die kannten das Gebäude überhaupt nicht“, wundert sich der seit Jahren verwitwete Ewerhart noch heute. Damals brachen arbeitsreiche Zeiten für das Ehepaar an. Hofseitige nachträgliche Anbauten vom einstigen Hotelbetrieb bauten sie zurück. Nach der letzten erhaltenen Dachgaube rekonstruierte man alle übrigen. Außen wurde Pflaster verlegt und im ehemaligen Tanzsaal Parkett aus alter italienischer Eiche nach dem Muster eines süddeutschen Schlosses. Ewerhart selbst führte sämtliche Stuckarbeiten durch.

Natürlich spürte er als jemand, der den Dingen auf den Grund geht, auch der Historie des 1772 bis 1775 errichteten Adelssitzes der Herren von Kolb nach. So stieß er im Landeshauptarchiv Koblenz sogar auf den Bauvertrag mit Nennung des Bauunternehmers und diverser Handwerker.

Ewerhart lebt zurückgezogen in Wassenach. Vor Jahren bot er regelmäßig Gesprächskonzerte mit Führungen an. Nach Absprache öffnete er das Burghaus zudem für interessierte Gruppen, etwa Musiker oder Chöre. Auch Heimatforscher kamen in den Genuss der sehenswerten Instrumente im restaurierten Gebäude, als die VG Brohltal 2013 zum Netzwerktreffen nach Wassenach eingeladen hatte.

2018 feierte der siebenfache Vater im Kreise seiner Familie den 90. Geburtstag. „Zu diesem Anlass hätte ich die Verleihung des Ordens eher erwartet. Jetzt fiel ich aus allen Wolken. Ich habe mich enorm gefreut“, so Ewerhart zum GA. „Es ist auch eine Auszeichnung für den Beruf“, sagt Ewert, der sich als Kirchenmusiker fühlt. Trotz gesundheitlicher Einbußen hat er vor zwei Jahren einen Noten-Vorlag gegründet. Und seit acht Jahren arbeitet er an seinem Buch „Contra pestem – Musik gegen die Pest“, ein Thema zu dem er bereits ein Konzertprojekt leitete.

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