Evangelische Gemeinde Bad Honnef Pfarrer gibt Kirchenleitung zum Abschied Verbesserungsvorschlag mit auf den Weg

Bad Honnef · Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann ist nach 27 Jahren Dienst für die Evangelische Gemeinde Bad Honnef in den Ruhestand verabschiedet worden. Er geht aber nur so halb und hat für die Kirchenleitung auch noch einen Verbesserungsvorschlag.

 Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann von der evangelischen Gemeinde Bad Honnef ist am Sonntag in der Erlöserkirche in den Ruhestand verabschiedet worden.

Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann von der evangelischen Gemeinde Bad Honnef ist am Sonntag in der Erlöserkirche in den Ruhestand verabschiedet worden.

Foto: Frank Homann

Niemals geht man so ganz. Das ist auch bei Uwe Löttgen-Tangermann so, bei dessen Entpflichtungsgottesdienst in der Bad Honnefer Erlöserkirche die Chöre der Evangelischen Kirchengemeinde mit dem Lied „Look at the World“ (Schau auf die Welt) für feuchte Augen gesorgt haben. „Ich habe dem Presbyterium versprochen, weiterhin als Baubeauftragter unserer Gemeinde zu fungieren. Für diese Aufgabe ist keiner in Sicht und mir hat es immer Spaß gemacht.“

Löttgen-Tangermanns Vater war Ingenieur: „Mit ihm war ich auf dem Bau und im Wald, Brennholz machen oder neue Pflänzchen setzen.“ Handwerkliches Geschick war der Lohn, aber nicht berufsentscheidend. „Ich war im Christlichen Verein Junger Menschen aktiv, wollte Pfarrer oder Arzt werden. Adalbert Schweitzer war mein großes Vorbild. Ich habe mich dann für Theologie entschieden.“ Auf seine Erinnerungen an die Kindheit bezieht sich das Abschiedsgeschenk der Gemeinde: Baumpflänzchen. Löttgen-Tangermann hat ein Wäldchen in seiner Heimat geerbt, wo Borkenkäfer wüteten. Das möchte er im Herbst wieder aufforsten.

Gottesdienste mit Rabe Abraxas und Maus George

Besonders in Erinnerung bleiben werden die Kinder-Gottesdienste des Pfarrers mit Handpuppen; Rabe Abraxas und Maus George. Mit Abraxas hatte der Pfarrer beim Start in Bad Honnef im Herbst 1995 den Erntedankgottesdienst bestritten. „Die Leute fielen vom Glauben ab. Ich dachte doch, das sei für Kinder“, sagt er schmunzelnd. Mit ihnen und den tierischen Helfern besuchte er regelmäßig das evangelische Seniorenstift, das von der gemeinnützigen Diacor-Gesellschaft gelenkt wird.

Deren Gründung zählt zu den Errungenschaften. Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Schaaf beim Abschied: „Uwe hat damals gesagt, zu einer lebendigen Gemeinde gehört auch eine Diakonie.“ Auch die Kirchenstiftung entstand in Löttgen-Tangermanns Ära.

Bleiben wird auch der Wert der Musik in der Honnefer Gemeinde mit mehreren Chören für Erwachsene und Kinder und dem Posaunenchor. „Aus einem Taufgespräch mit Johannes Weiß entstand der Gospelchor nJoy neben der Kantorei. Der Andrang war groß. Und so haben wir noch den Kanto Vivo gegründet.“ In beiden singt der Pfarrer weiterhin mit.

„Mit Pfarrerin Beuscher entwickelte sich in den Jahren eine schöne Zusammenarbeit, die Leute aus dem Presbyterium waren konstruktiv. Mit dem neuentwickelten Konfirmandenunterricht sogar einen Preis der Landeskirche bekommen.“ Nur mit dem Presbyteriumsbeschluss zu Feiertagen einen weißen Talar zu tragen, habe er sich schwer getan.

Pfarrerin Anne Kathrin Quaas aus der Nachbargemeinde übernimmt Löttgen-Tangermanns Stelle, die nur zu 25 Prozent wiederbesetzt wird. Und dann sei da noch Diakon und Prädikant Simon Schilling.

Mehr Kompetenz für die Gemeinde

Macht Löttgen-Tangermann sich Sorgen um die Gemeinde, die von knapp 5000 auf 3800 Mitglieder geschrumpft ist? „Nein, eher darum, dass der Kirche der gesamtgesellschaftliche Wind ins Gesicht bläst. Der Sinn der Religion geht verloren, wenn sich Menschen Ersatzreligionen zuwenden.“ Und: Ärgerlich sei manchmal das, was aus der Kirchenleitung kommt. Zeitraubende Konzepte mussten geschrieben werden, um in der Schublade zu landen. Zeit, die für die Menschen fehlt. Seine Empfehlung: mehr Kompetenz bei der Gemeinde, weniger bei leitenden Gremien.

Schönes, Schlimmes, Skurriles? Schön: Der Weg eines Flüchtlings aus Ruanda, für den Löttgen-Tangermann Nachhilfe beim früheren Chefarzt Haase organisiert hat. „Er ist bald voller Krankenpfleger.“ Belastend: Der Fall der neunjährigen Anna, die im Haus der Pflegeeltern zu Tode kam. Und skurril? Als ein Kirchturmkletterer in der Nacht halb zwei die Glocken läutete.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort