Lage in Praxen entspannt sich leicht Zahl der Corona-Schnelltests im Rhein-Sieg-Kreis hat sich halbiert

Rhein-Sieg-Kreis · Mitten in der Sommer- und Urlaubswelle hat sich die Corona-Lage in den Arztpraxen des Rhein-Sieg-Kreises wieder etwas entspannt. Die Zahl der Schnelltests ist deutlich gesunken. Viele Menschen fragen sich derweil, ob sie sich ein viertes Mal impfen lassen sollten.

 Die Corona-Fallzahlen sind derzeit auch im Rhein-Sieg-Kreis höher als in den beiden vergangenen Sommern. (Symbolbild)

Die Corona-Fallzahlen sind derzeit auch im Rhein-Sieg-Kreis höher als in den beiden vergangenen Sommern. (Symbolbild)

Foto: dpa-tmn/Kay Nietfeld

Die Corona-Inzidenzen scheinen zumindest kurzzeitig wieder zu sinken: Meldete der Rhein-Sieg-Kreis vor zwei Wochen noch Werte über 500, lagt die Rate am Mittwoch wieder bei 349,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Infektionszahlen aufgrund einer hohen Dunkelziffer etwa doppelt so hoch liegen. Das liegt daran, dass weiterhin nur die Ergebnisse der PCR-Testungen berücksichtigt werden – viele Erkrankte verwenden jedoch nur noch Schnelltests.

„In der Regel kommen jetzt nur noch Berufstätige, die den PCR-Test für ihre Krankschreibung benötigen“, sagt die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef, Jacqueline Hiepler. Viele steckten sich jetzt wahrscheinlich im Urlaub an, und gingen, sofern sie nur milde Symptome haben, nicht zur Ärztin oder zum Arzt. „Deswegen hat sich die Lage in den Arztpraxen etwas entspannt“, so Hiepler. Auch personaltechnisch seien diese wieder besser versorgt, da die meisten Ärztinnen, Ärzte und Mitarbeitenden mittlerweile eine Infektion mit dem Coronavirus hinter sich hätten. „Ich kenne keinen mehr, der es nicht hatte“, sagt die Vorsitzende.

Angepasster Impfstoff im September

Seit es keine kostenlosen Bürgertests mehr gibt, hat sich die Anzahl der durchgeführten Tests im Kreis noch einmal halbiert. 70 bis 80.000 Tests waren es im Juni pro Woche, in der letzten Woche nur noch 38.344. Gleichzeitig steigt der Anteil der Positivbefunde, er liegt mittlerweile bei 11,8 Prozent der Tests. Das lässt sich jedoch damit erklären, dass sich vor allem Menschen testen lassen, die bereits Symptome haben.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt momentan chronisch Kranken und Menschen über 60, sich ein viertes Mal impfen zu lassen. Die meisten Impf-Anfragen in Hieplers Praxis kämen derzeit auch aus diesen Bevölkerungsgruppen, sagt die Hausärztin. „Die fragen, ob sie auf den angepassten Impfstoff warten sollen“, berichtet sie. Dieser soll laut Biontech im September kommen. In der Regel sollte man nach der letzten Auffrischungsimpfung oder nach einer Infektion mit dem Coronavirus sechs Monate warten. Aber wer jetzt etwa in den Urlaub fahren will und sich dann sicherer fühlt, oder andere individuelle Gründe hat, sich zusätzlich schützen zu wollen, dem empfiehlt Hiepler die vierte Impfung auch jetzt schon: „Ich sehe kein Problem damit, alle zu impfen.“

Weiterhin isolieren

Im Rhein-Sieg-Kreis kann diese Möglichkeit unter anderem beim Impfmobil wahrgenommen werden, das alle Kommunen im Drei-Wochen-Rhythmus anfährt. In den letzten beiden Wochen haben sich dort laut Kreis bis zu 80 Prozent mehr Menschen impfen lassen als in den Wochen zuvor: 308 Menschen mobil und 143 in den beiden stationären Impfstellen in Sankt Augustin und Meckenheim.

Dennoch sind die Fallzahlen derzeit auch im Kreis höher als in den beiden vergangenen Sommern. Und ohne Kontaktbeschränkungen und flächendeckende Maskenpflicht ist damit zu rechnen, dass sie im Herbst noch weiter steigen. Die Kreisverwaltung will nun weiter ihre Softwareprozesse optimieren, um Fälle schneller zu erfassen und zu übermitteln. So werden beispielsweise Laborbefunde mittlerweile digital übernommen. Nach und nach soll diese Verfahrensweise um Meldungen von Teststellen erweitert werden.

Jacqueline Hiepler empfiehlt, sich bei Symptomen und mit positivem Test weiterhin zu isolieren und bei gesundheitlichen Beschwerden eine Arztpraxis aufzusuchen. Dennoch vertritt die KV-Vorsitzende die Position, eine Durchseuchung sei anzustreben, um die gesamte Bevölkerung – auch Ungeimpfte – mit Antikörpern auszustatten. Das Risiko, damit die Entstehung weiterer Varianten zu provozieren, sieht sie marginal: „Die Varianten kommen sowieso. Selbst, wenn wir in Deutschland etwas anders machen – das können wir nicht verhindern.“

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