Naturschutzgebiet in Troisdorf Einfache Regeln helfen, die Wahner Heide zu bewahren

Troisdorf · Das Naherholungsgebiet Wahner Heide erfreut sich zunehmender Beliebtheit, was nicht ohne negative Folgen für das Naturschutzgebiet bleibt. Besucher sollten sich daher an Regeln halten.

Christiane Schubert zeigt die Beschaffenheit unterschiedlicher Bodentypen in der Wahner Heide.

Christiane Schubert zeigt die Beschaffenheit unterschiedlicher Bodentypen in der Wahner Heide.

Foto: Christine Siefer

Die Rehe im Wildpark, der an die Burg Wissem angrenzt, sind wahrscheinlich vor Schreck in die hintersten Ecken des Geheges geflüchtet. Die Musiker des Hornensembles Siegburg-Sankt Augustin bliesen im Burghof zwar nicht zur Jagd, der fünfjährige Rüde Finn von der rollenden Waldschule der Jägerschaft des Hegerings Agger-Sieg jaulte dennoch inbrünstig zu den Klängen mit. Eine Begrüßung mit der Familie Peters aus Frankfurt wohl nicht gerechnet hatte. Sie hatte am Montag auf ihrer Rückreise von einem Kölner Konzert in Troisdorf zum Museumsbesuch Halt gemacht. Sohn Paul hatte auf der Frankfurter Buchmesse einen Gutschein für das Troisdorfer Museum für Industrie- und Stadtgeschichte bekommen, den die Familie einlösen wollte. Nun gab es das Wahner-Heide-Fest mit seinen rund 16 Informations- und Aktionsständen als unerwarteten Bonus dazu.

Das Naherholungsgebiet stand dabei ganz im Fokus. Das erfreut sich zunehmender Beliebtheit, was indes nicht ohne negative Folgen für das Naturschutzgebiet bleibt. Deswegen nutzten alle Akteure das Fest, um an die Regeln zu erinnern, die helfen das Areal zu schützen und zu bewahren. Am Stand des städtischen Umweltamtes erklärte Landschaftsplanerin Christiane Schubert, welche unterschiedlichen Bodenarten in der Region zu finden sind. „Wir wollen den Wert unseres Bodens zeigen“, sagte die Landschaftsarchitektin. Passend dazu hatte sie extra drei dekorative Glasschüsseln gekauft, in denen sie selbst gesammelte Bodenproben präsentierte, in einer zeigte sich sogar ein Regenwurm.

Familie Peters konnten nun mit den Händen die Unterschiede erfühlen und die Ursprungsorte der Erde erraten. Den feuchten Auenlehm-Boden hatte Andrea Peters schnell einem flussnahen Standort zugeordnet. Die dunkle Braunerde in der mittleren Glasschüssel stammte aus Kriegsdorf. Wird diesen wertvollen Ackerböden durch Überbewirtschaftung zu viel Wasser entzogen, kann dieser jedoch hart wie Beton werden, weiß die Expertin. „Die Frage ist, wie wir mit Ackerböden mehr CO2 speichern können“, so Christiane Schubert. In der letzten Schüssel lag schließlich der sandige und eher nährstoffarme Heideboden, der durch seine Beschaffenheit die besondere Vegetation der Heide prägt.

Neben dem Heidekraut wachsen hier besonders gut Birken. Daher sei es fast ein wenig paradox, dass ausgerechnet die Moorbirke als Baum des Jahres zur Feier des Tages in der Heide gepflanzt werden sollte, erklärte Florian Zieseniß, der beim Bundesforst für den Betriebsbereich Wahner Heide zuständig ist. Da es jedoch Tradition sei, den Baum des Jahres am Heidefest zu pflanzen, mache man eine Ausnahme, ergänzte der Förster. Gemeinsam mit dem NABU startete dazu mittags eine kurze Wanderung mit anschließendem Setzen der Moorbirke.

Heide-Portale sind Regionale 2010-Projekte

Eine Stunde zuvor brach der Eifelverein bereits zu seiner rund zehn Kilometer langen Rundwanderung auf. Wer nicht so gut zu Fuß war, konnte entweder an der Fahrradtour des ADFC teilnehmen oder mit dem Bus die Feste der anderen Heide-Portale am Turmhof in Rösrath, dem Kölner Gut Leidenhausen oder dem Besucher-Portal Steinhaus am Nordostrand des Königsforstes bei Bergisch Gladbach-Moitzfeld besuchen.

Die Portale sind aus der Förderung des NRW-Strukturprogramms „Regionale 2010“ entstanden. Zeit für eine Erneuerung der Ausstellung des Wahner Heide Portal Burg Wissem, findet Ingrid Küsgens, die im September die Leitung übernommen hat. Die Organisation des Wahner Heide Festes war ihr erstes großes Projekt in ihrer neuen Tätigkeit. Neue Ausstellungen und weitere Veranstaltungen stehen als Nächstes auf ihrem Zettel. „Mit dem Job ist ein Traum von mir in Erfüllung gegangen“, sagte die 60-Jährige. Die Natur- und Umweltbildung ist ihr dabei ein besonderes Anliegen.

 Ingrid Küsgens zeigt interaktives Tool in der Wahner Heide-Portal-Ausstellung.

Ingrid Küsgens zeigt interaktives Tool in der Wahner Heide-Portal-Ausstellung.

Foto: Christine Siefer

Passend dazu gab es beim Wahner Heide Fest bei vielen Ausstellern Aktionen für Kinder und Jugendliche. So konnte am Stand des NABU Rhein-Sieg ein kleiner Tontopf zu einem Ohrenkneiferhotel umgebaut werden. Bei der Stiftung Wasserlauf konnten Kinder Papierfische angeln oder bei den Stadtwerken Troisdorf Jutesäcke anmalen. Dazu gab es Glücksräder und Bewegungs- und Geschicklichkeitsspiele rund um das Zelt des Spielezirkus Bonn-Rhein-Sieg.

Wo der Unterschied zwischen Kaninchen und Hase oder Nutria und Bieber liegt, das konnten Kinder auch wieder bei der rollenden Waldschule des Hegering Agger-Sieg lernen. Seit 39 Jahren zeigt Ursula Trülzsch Kindern unter anderem an präparierten Tierexponaten die Details der jeweiligen Rasse. Auch mit 92 Jahren nutzt sie die Gelegenheit bei Veranstaltungen wie dem Wahner Heide Fest, um ihr Wissen weiter zu geben.

Ursula Trülzsch und Anneliese Boers von der rollenden Waldschule.

Ursula Trülzsch und Anneliese Boers von der rollenden Waldschule.

Foto: Christine Siefer

Experten auf ihrem Gebiet konnten die Besucher auch an den Ständen der Imkerei Rosenau, der Energieagentur Rhein-Sieg, der Umweltberatung der Verbraucherzentrale oder dem Landesbetrieb Wald sowie dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft antreffen. Bürgermeister Alexander Biber dankte allen haupt- und ehrenamtlichen Ausstellern für ihren Einsatz beim Schutz der Wahner Heide.

Doch auch die Besucher dieser besonderen Naturfläche könnten sich für deren Erhalt einsetzen. Mit der Kampagne „Hilf der Heide“ soll verstärkt auf die Regeln im Naturschutzgebiet aufmerksam gemacht werden. So hätte gerade in der Corona-Pandemie die Anzahl frei laufender Hunde, Spaziergänger und Fotoshootings jenseits der ausgewiesenen Wege zugenommen. Auch schon kleine Verstöße könnten dem verletzlichen Ökosystem der Heide, beispielsweise bei brütenden Heide-Vögeln, großen Schaden anrichten.

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