Täter, Strafen, Reaktionen 1. FC Köln: Alle Informationen zu den Fan-Ausschreitungen

Mit einer empfindlichen Strafe hat die Uefa auf die Fan-Ausschreitungen in Nizza reagiert. Wer sind die Täter? Wie hoch ist die Strafe? Und was ist genau passiert? Wir fassen die wichtigsten Fakten zusammen.

1. FC Köln: Alle Informationen zu den Fan-Ausschreitungen​
Foto: picture alliance/dpa/dpa

Die Uefa hat am Freitagabend die Strafen für die Ausschreitungen in Nizza bekannt gegeben. Wie erwartet fallen sie für den 1. FC Köln und OGC Nizza heftig aus. Es ist die jüngste Entwicklung seit dem Skandal von der Côte d’Azur.

Wie ist der 1. FC Köln für die Fan-Ausschreitungen bestraft worden?

Die Uefa hat am Freitagabend die Strafen für die Ausschreitungen in Nizza bekannt gegeben. Der FC muss 100 000 Euro bezahlen und darf für die beiden Auswärtsspiele gegen Partizan Belgrad (13. Oktober) und den 1. FC Slovacko (27. Oktober) keine Auswärtstickets verkaufen. Sprich: Die beiden verbliebenen Auswärtsspiele der Gruppenphase finden ohne Kölner Fans statt. Zusätzlich zu den Ausschreitungen in Nizza ist der Traum von der Reise durch Europa für die Kölner Anhänger frühzeitig geplatzt.

Ist Nizza auch bestraft worden?

Auch Nizza wurde wie erwartet bestraft. Das nächste Heimspiel von OGC findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Für das folgende Auswärtsspiel dürfen ebenfalls keine Tickets an OGC-Fans verkauft werden. Außerdem muss Nizza wegen des Vorwurfs von „rassistischem Verhalten“ einen Banner mit der Aufschrift „#NoToRacism“ aufhängen.

Wie ist die Strafe zu des 1. FC Köln zu bewerten?

Gerade für die friedlichen (also den Großteil der) Fans, die sich auf eine Reise durch Europa gefreut haben, ist die Strafe natürlich empfindlich. Erst die Ausschreitungen in Nizza, nun der Fan-Ausschluss. Dem Verein tut die Strafe natürlich wirtschaftlich weh. Mit den bereits ausgesprochenen 56 000 Euro Strafe für den Einsatz von Pyros im Duell gegen Fehérvár ist die Punktprämie aus dem Nizza-Spiel schon so gut wie aufgebraucht. Der FC steht zudem natürlich nun besonders unter Beobachtung. Erstaunlich ist, dass Nizza „nur“ ein Auswärtsspiel ohne Fans auskommen muss, diese also zum letzten Gruppenspiel wieder nach Köln reisen dürfen. Das Geisterspiel trifft die Franzosen dennoch sehr. Oder anders gesagt, es hätte für den FC auch schlimmer kommen können. Ein eigenes Geisterspiel hätte dem FC einen Verlust von rund 1,8 Millionen Euro Zuschauereinnahmen eingebracht. Nizza wurde gleichzeitig auch für unschöne Szenen im Duell gegen Partizan Belgrad bestraft.

Wofür werden der 1. FC Köln und OGC Nizza bestraft?

Das sind die Vorwürfe gegenüber OGC Nizza:
- Rassistisches Verhalten
- Werfen von Gegenständen
- Entzünden von Feuerwerkskörpern
- Unruhen in der Menge
- Unzureichende Einschränkung der Zuschauerbewegung
- Unzureichende Durchsuchung und Kontrolle der Fans
- Unzureichende Anzahl von Sicherheitskräften
- Ausbleibende Identifizierung der handelnden Personen
- Sperrung von öffentlichen Durchgängen

Das sind die Vorwürfe gegenüber dem 1. FC Köln:

- Werfen von Gegenständen

- Entzünden von Feuerwerkskörpern

- Unruhen in der Menge

Wird der 1. FC Köln die Strafe der Uefa akzeptieren?

“Der 1. FC Köln hat nun fünf Tage Zeit, die ausführliche Begründung dieser Maßnahmen anzufordern. Das wird der 1. FC Köln auch beantragen“, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Kölner am Freitagabend. Ein Einspruch hat in der Vergangenheit bereits zu Herabstufungen der Strafen geführt. Auch der FC hatte bei der Uefa bereits Erfolg mit einem Einspruch. Nach dem Auswärtsspiel bei Arsenal London 2017 war der FC zu einer Bewährungsstrafe verdonnert worden. Als im Spiel in Belgrad schließlich Pyros gezündet worden waren, verhängte die Uefa empfindliche Strafen. Nach einem Einspruch des FC nahm die Uefa den Fan-Ausschluss für das nächste Auswärtsspiel zurück. Zudem verringerte sich die zu zahlende Geldstrafe um 27 500 Euro. Die Aussicht auf Erfolg ist schwer einzuschätzen. Auf der einen Seite sind die Szenen aus dem Stadion recht eindeutig. Auf der anderen Seite wiesen die Kölner Verantwortlichen sowohl die Vereinsvertreter von Nizza als auch die Behörden und die Uefa auf Missstände im Sicherheitskonzept hin. Darauf wurde „unzureichend“ reagiert. Ob das jedoch vor der Strafe schützt, ist unwahrscheinlich.

Wie ist der Stand bei der Aufarbeitung der Krawalle beim 1. FC Köln?

Die ersten Gewalttäter sind von der Polizei namentlich identifiziert worden. Insgesamt waren mehr als 800 Hinweise, Videos und weitere Dateien bei den Behörden eingegangen. Das scheint Früchte getragen zu haben. „Wir waren am Montag bei der Polizei. Aus Ermittlungsgründen darf uns die Polizei noch nicht sagen, welche Täter schon identifiziert wurden“, verriet FC-Sportdirektor Christian Keller dem Fanzine Geissblog. Bereits mehrfach haben die Kölner Verantwortlichen betont, mit aller Härte gegen die Täter vorzugehen. „Wir werden alles tun, um die Täter von Nizza ausfindig zu machen. Jeder namentlich identifizierte Täter wird von uns mit Stadionverbot, Dauerkarten-Entzug und Ausschluss als Mitglied belegt werden“, hatte FC-Präsident Werner Wolf betont. Zudem sollen die Namen dem DFB übergeben werden, der einzig über ein generelles Stadionverbot in Deutschland entscheiden kann. Der FC betonte aber auch, dass er mit den organisierten Kölner-Fans im engen Austausch bleiben wolle.

Was genau ist am 8. September in Nizza passiert?

Der genaue Hergang ist noch nicht rekonstruiert. Klar ist, dass rund 10 000 Fans an der Côte d’Azur tagsüber gefeiert haben. Kölner Anhänger, die sich in Nizza befunden haben, schilderten gegenüber dem GA, dass es schon vor dem Stadion zu Ausschreitungen gekommen sei. Demnach hätten Ultras aus Nizza „Jagd auf friedliche Kölner Fans gemacht“. Fans berichten zudem, dass es vor dem Stadion unzureichende, zum Teil auch gar keine Kontrollen gegeben habe. Schon im Stadion hätten sie die Vermummten gesehen und ein schlechtes Gefühl gehabt. Im Stadion ist es dann zu weiteren heftigen Ausschreitungen gekommen. Offensichtlich sind zunächst Kölner Hooligans gemeinsam mit Gewalttätern von PSG (offenbar von der verbotenen Gruppierung „Supras Auteuil“) und Borussia Dortmund auf Ultras aus Nizza losgegangen. Rund sieben Minuten lang prügelten die Gruppierungen aufeinander ein, die Polizei war zu diesem Zeitpunkt nicht (ausreichend) vor Ort. Im Zusammenhang mit den Prügeleien stürzte ein Pariser Gewalttäter von der Tribüne und verletzte sich schwer. Wenige Minuten später ist es auf der Gegentribüne zu weiteren Ausschreitungen gekommen. Dieses Mal ging die Aggression offenbar von Ultras aus Nizza aus. Das Spiel wurde mit einer Stunde Verspätung doch noch angepfiffen.

Hätten die Gewalttaten in Nizza verhindert werden können?

Der Sachverhalt ist natürlich komplex und nicht leicht zu beantworten. Fakt ist, dass es an mehreren Stellen Versäumnisse gegeben haben muss. „Für mich stellt sich die Frage, warum so etwas im Stadion passiert. Da müssen sich auch der gastgebende Verein und der Sicherheitsapparat Fragen gefallen lassen, wie diese Gruppierungen überhaupt aufeinandertreffen konnten“, sagt zum Beispiel Fan-Forscher Jonas Gabler. „Das soll natürlich keine Entschuldigung für das Fehlverhalten sein. Aber die Veranstalter und die Sicherheitsbehörden haben da auch eine Verantwortung.“ Wie erwähnt gibt es eindeutige Hinweise auf zu lasche oder fehlende Sicherheitskontrollen. Angeblich wären auch Fans komplett ohne Tickets ins Stadion gelangt. Das entspricht auch der Strafe der Uefa. Auch die französische Polizeipräfektur bemängelte das Sicherheitssystem aus Nizza. Es habe zu wenig Ordner gegeben. Dabei hatten die Kölner Verantwortlichen nach eigener Aussage bei der obligatorischen Sicherheitsbesprechung die Behörden vor Problemen gewarnt. „In dem Kontext haben wir darauf hingewiesen, dass wir ein deutlich höheres Polizeiaufkommen für angemessen erachten und dass wir eine deutlich bessere Fan-Trennung für wichtig erachten, weil bekannt ist, dass es rivalisierende Lager gibt“, sagt FC-Sportdirektor Christian Keller. „Wir haben darauf hingewiesen, dass die vermummte Fan-Gruppe von Paris Saint-Germain wahrscheinlich kommen werde und entsprechend Vorschläge gemacht, wie man denen Herr werden könnte. Im Ergebnis wurden die Vorschläge größtenteils nicht wahrgenommen.“ Die Augenzeugen hatten das Gefühl, der französische Sicherheitsapparat habe die Masse an FC-Fans falsch eingeschätzt.

Wie geht es nun weiter?

Der 1. FC Köln hat die Möglichkeit, Einspruch gegen die Strafe einzulegen. Wie die Uefa damit umgeht, ist komplett offen. Parallel läuft die Aufarbeitung der Vorkommnisse auf verschiedenen Ebenen. Sowohl die Kölner als auch die französische Polizei haben schon die ersten Täter identifiziert. Dem gestürzten Fan aus Paris soll im Januar der Prozess gemacht werden.

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