Tigges, Dietz und Co. Hat der FC ein Sturmproblem?

Köln · Zwar ist der 1. FC Köln insgesamt sehr erfolgreich in die Saison gestartet, dem Kölner Angriff fehlt aber die Durchschlagskraft. Das könnte noch zu einem Problem werden.

1. FC Köln: Hat der FC ein Sturmproblem?​
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Mit breitem Grinsen, in feinem Zwirn feierte Anthony Modeste seine erste Champions-League-Reise auf Instagram. Der Stürmer ging am Mittwochabend erfolglos mit dem BVB bei Manchester City auf Torejagd und stellte sich somit im Grunde im direkten Duell seinem Vorgänger Erling Haaland, der mittlerweile für die „Sky Blues“ stürmt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sich Fußball-Fan Steffen Baumgart das Spiel, zumindest Ausschnitte, angeschaut. Ob der Trainer des 1. FC Köln seiner einstigen Lebensversicherung aber eine Träne hinterher weint, ist dann doch eher fraglich. Denn zum einen schlägt Modeste beim BVB nicht wie erhofft ein, hat erst einen Treffer erzielt, zum anderen haben die Kölner in dieser Spielzeit bereits zehn Tore geschossen und gehören damit zum oberen Drittel dieser Bundesliga-Statistik.

Für den Club gibt es in Sachen Torausbeute also eigentlich recht wenig zu klagen. Eigentlich. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass nur zwei, maximal drei dieser Ligatreffer auf die Konten etatmäßiger Stürmer gehen: Florian Dietz traf beim 2:2 gegen Leipzig, Sargis Adamyan gegen überforderte Wolfsburger und Jan Thielmann, der aber ebenfalls im Mittelfeld eingesetzt wurde, war bereits erfolgreich. Der Kölner Youngster erzielte das 1:1 gegen Eintracht Frankfurt.

1. FC Köln: Viele Namen wurden gehandelt, keiner geholt

Dass Modeste eine große Lücke hinterlassen würde, war den Fans, aber natürlich auch den Vereinsverantwortlichen durchaus bewusst. Während die Kölner Anhänger mit den Spekulationen um Jhon Cordoba, Branimir Hrgota, Joel Pohjanpalo oder auch Alexander Sörloth gar nicht mehr hinterkamen, betonten Sportdirektor Christian Keller und Co. gebetsmühlenartig, dass ihnen die aktuelle Teamzusammenstellung reichen würde. „Wir vertrauen unserem Kader, der Kader ist in der Breite relativ ausgeglichen“, sagte Keller. Schon damals eine durchaus mutige Entscheidung. Denn die Kölner Verantwortlichen gaben unverhohlen zu, mit der Doppelbelastung und der Belastungssteuerung Neuland zu betreten und zudem Spieler verpflichtet zu haben, die zum Großteil eher über Entwicklungspotenzial statt über große Namen verfügen.

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Bislang macht sich der Weg bezahlt. Der FC ist gut in die Liga gestartet, hat die Gruppenphase der Conference League erreicht und dort auch – sportlich – einen guten Eindruck hinterlassen. Und das, obwohl Baumgart in der Startelf zwischen den einzelnen Wettbewerben ordentlich rotierte. Und dennoch umgibt den FC im Moment eine Sturm-Flaute. Florian Dietz schoss in den drei jüngsten Ligaspielen gegen Stuttgart, Union Berlin und Eintracht Frankfurt genau einmal auf das Tor. Das gegen die Eisernen und zudem ziemlich ungefährlich. Auf die gleiche Anzahl an Torschüssen kommt Sturmkollege Steffen Tigges im gleichen Zeitraum. Immerhin traf der Neuzugang in der Conference League gegen Nizza. Deutlich öfter versucht es dagegen der bisherige Edeljoker Sargis Adamyan. Der 29-Jährige schloss insgesamt bereits sechs Mal ab, war gegen Wolfsburg auch erfolgreich.

1. FC Köln: Mark Uth zurück im Training

Allerdings verkörpert Adamyan ein anderes Offensivspiel. Wie im Vorjahr ist der FC noch immer darauf bedacht, den Stoßstürmer mit Flanken zu füttern. 87 Hereingaben aus dem Spiel heraus hat Köln in dieser Statistik zu verzeichnen, der Topwert der Liga. Zwar entscheiden sowohl Tigges als auch Dietz zahlreiche „Luft-Duelle“ für sich, viel Zählbares schlug dabei aber noch nicht heraus. Und auch Tim Lemperle hinkt den Erwartungen hinterher. Erstaunlich viel hängt aktuell an Florian Kainz und Dejan Ljubicic, die in der Liga zusammen acht Scorerpunkte erzielten. Die beiden Österreicher spielen in der Saison auf einem konstant hohen Niveau. Allerdings waren Kainz die Strapazen der letzten Wochen zuletzt gegen Union Berlin deutlich anzumerken. Der Überflieger der Saison wirkte müde, war dennoch einer der besseren. Ein Aus- oder Leistungsabfall wäre für den FC kaum verkraftbar.

Ein Lichtblick tat sich am Dienstag beim Training auf. Mark Uth kehrte nach Verletzung zum Geißbockheim zurück und kann möglicherweise gegen Dortmund wieder auflaufen – ein Stoßstürmer ist der gebürtige Kölner aber auch nicht. Dennoch: Mindestens bis dahin muss der FC auf die Breite des Kaders setzen, die Lebensversicherung stürmt jetzt für Dortmund.

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