Individuelle Fehler oder Gesamtverschulden? Warum der 1. FC Köln immer wieder so früh in Rückstand gerät

Analyse | Köln · Sowohl gegen den VfL Wolfsburg als auch gegen Union Berlin musste der 1. FC Köln einen Gegentreffer in den Anfangsminuten über sich ergehen lassen. Dabei stellt sich die Frage, wieso es der Mannschaft offenbar so schwerfällt, ins Spiel zu finden.

1. FC Köln: Warum der FC immer wieder so früh in Rückstand gerät​
Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Gefühl der Ernüchterung dürfte in diesen Tagen jedem Fan des 1. FC Köln geläufig sein. Bei aller Begeisterung für das eigene Team haben die Anhänger in der laufenden Saison nun schon häufiger erfahren, wie es ist, in Rückstand zu geraten und ´sich erst einmal wieder von dem Schreck erholen zu müssen. Auch wenn sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart wettbewerbsübergreifend in vier von fünf Fällen wieder ins Spiel zurückkämpfte und auch in der vergangenen Bundesligasaison den zweiten Platz in der Kategorie der Punkte nach Rückstand belegte, beginnt für die Kölner das Spiel nicht immer bei 0:0. Gegen Wolfsburg lag den FC bereits nach zwei Minuten und gegen Union Berlin nach vier Minuten zurück. Auch in der ersten DFB-Pokalrunde stand es nach weniger als einer halben Stunde bereits 2:0 für Regensburg. Woran fehlt es dem FC also zum Spielbeginn?

Der Schockmoment gegen den VfL Wolfsburg durch den Treffer von Lukas Nmecha in der zweiten Minute hielt am fünften Spieltag zur Freude von Spielern und Fans nicht lange an. Die Mannschaft von Steffen Baumgart fand anschließend direkt in ihr Spiel und belohnte sich mit ihrem ersten Treffer von Dejan Ljubicic nach 22 Minuten. „Das frühe Gegentor hat uns nicht aus dem Konzept gebracht. Wir haben weitergemacht und nach meinem 1:1 ist es super für uns gelaufen“, sagte der Torschütze nach dem Spiel. Auch die Statistiken zeigen, dass zur Zeit des Gegentores lediglich ein verlorener Ball bei über 67 Prozent eigenem Ballbesitz zum ersten gegnerischen Schuss und damit zum Treffer der Wolfsburger führten. Ellyes Skhiri entpuppte sich im Duell mit Bartol Franjic, der anschließend frei zum Torschützen passen konnte, als zu lässig. Trainer Baumgart brachte die Leistung nach Spielende auf den Punkt: „Ich glaube nicht, dass wir die Mannschaft mit der höchsten individuellen Qualität sind. Aber wir sind ein richtig gutes Kollektiv.“ Ab Spielminute acht war der FC nämlich bis zum Anschlusstreffer der Wölfe zehn Minuten vor Spielende sowohl bei den Pässen als auch bei den Zweikämpfen das bessere Team. Beim zweiten Gegentreffer von Nmecha kamen im Gegensatz zum ersten Tor dann gleich mehrere Spieler zu spät.

1. FC Köln: Kein gesamtmannschaftliches Problem

Gegen die Eisernen von Union Berlin fiel es den Kölnern dann deutlich schwerer, ins Spiel zu kommen. Vor dem Eigentor von FC-Innenverteidiger Timo Hübers dominierte die Mannschaft von Urs Fischer mit 65 Prozent Ballbesitz und einer Passquote von 68 gegenüber 62 Prozent. Ein gewonnener Zweikampf stand auf Berliner Seite, bevor Hübers den Ball von Sheraldo Becker dann unglücklich ins eigene Tor lenkte. Wieder einmal ein individueller Fehler, auch wenn der FC im Vergleich zum Spiel gegen Wolfsburg bis dato deutlich schlechter agierte. Durch die Berliner Druckphase geriet der Ball nach einer Ecke dann auch noch an die Hand des anderen Innenverteidigers Luca Kilian, der diesmal das individuelle Pech zum darauffolgenden umstrittenen Elfmeter auf sich zog. Auch wenn der Berliner Stürmer Jordan verschoss, fiel es den Kölnern trotz mehr Ballbesitz und angekommenen Pässen schwer, zurückzukommen. Auch, weil die individuelle Qualität in der Offensive fehlte und beispielsweise Linton Maina seine Großchance nicht nutzte. „Gegen Union Berlin ist es immer schwer. Sie verteidigen das sehr gut. Es ist die Mannschaft, die die wenigsten Torchancen zulässt. Dann muss man die wenigen Torchancen, die man hat, nutzen“, sagte Linksaußen Florian Kainz nach Spielende.

1. FC Köln: So viel sind die Spieler des 1. FC Köln wert​
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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Auch wenn die Mannschaftsleistung der Baumgart-Elf an Spieltag fünf und sechs stark variierte, waren jeweils einzelne Akteure für die frühen Gegentreffer verantwortlich. Demnach scheinen Nervosität oder eine sportliche Fehleinstellung der gesamten Mannschaft kein Problem zu sein. So lange die Kölner die individuelle Unterlegenheit wie gegen Wolfsburg wieder wettmachen können, steht das von Baumgart angepriesene Kollektiv über dem Einzelspieler. Gegen Union Berlin konnte dies aufgrund der gegnerischen Stärke nicht mehr gelingen. Immerhin dürften die Profis für die kommenden Spiele aber gewarnt sein, um bei all der Begeisterung auf den Rängen nicht gleich schon wieder für Ernüchterung zu sorgen.

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