Interview mit FC-Profi Luca Kilian „Mainz war für mich keine einfache Phase“

Interview | Donaueschingen · Der 1. FC Köln hat im Sommer die Kaufoption von Luca Kilian gezogen. Der 22-Jährige avancierte in der vergangenen Saison zum Leistungsträger. Im GA-Interview äußert sich der Innenverteidiger zu seinen Skeptikern, seinem größten Fan und welche Rolle Steffen Baumgart für ihn spielt.

1. FC Köln: Luca Kilian im Interview
Foto: Herbert Bucco

Luca Kilian avancierte in der vergangenen Spielzeit zu einem der Leistungsträger in der Defensive des 1. FC Köln. Nicht umsonst zog der FC in diesem Sommer die Kaufoption für den Abwehrspieler. Über seine Skeptiker, seinen größten Fan und die richtige Antwort auf Kritik sprach Simon Bartsch mit dem 22-Jährigen.

Herr Kilian, der 1. FC Köln produziert im Trainingslager ein „Morgääähn-Magazin“. Darin offenbarten Sie mutig einen Schulstreich, der nach hinten losgegangen ist. Gab es im Nachhinein noch Ärger oder wütende Anrufe?

Luca Kilian: Nein, da kam noch nichts (lacht). Damals war das eine lustige Sache, die mit der Strafe ein wenig ernster geworden ist. Im Nachhinein kann man natürlich darüber lachen.

Waren Sie denn immer für Schulstreiche zu haben?

Kilian: Sagen wir mal so. Ich zählte schon zu den Jungs, die jeden Spaß mitgemacht haben.

Aber Sie laufen hier nachts nicht mit Zahnpasta bewaffnet durchs Hotel...

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Kilian: Nein (lacht). So etwas mache ich nicht.

Das ist Ihr erstes Trainingslager in Donaueschingen mit dem FC. Ihre Kollegen weisen oft auf die hohe Intensität hin. Wie erleben Sie die Einheiten?

Kilian: Die hohe Intensität kenne ich ja schon aus meiner Zeit in Paderborn. Auch in Mainz unter Bo Svensson war das der Fall. Das zeichnet uns beim FC auf jeden Fall aus. Natürlich sind die Einheiten anstrengend, und man ist schon mal müde, aber am Ende bringt uns genau das nach vorn.

Das Thema Fitness ist ein spannender Punkt. In Mainz wurden Ihnen mangelnde Fitness und die fehlende Seriosität unterstellt. Wie geht man mit so etwas um? Jetzt erst recht?

Kilian: So etwas ist nie schön. Mainz war für mich keine einfache Phase. Natürlich gibt es immer Punkte, in denen man sich verbessern kann. Aber ich würde nicht sagen, dass ich damals nicht fit gewesen bin. Das macht schon etwas mit einem. Man hinterfragt Dinge. Für mich war es aber auch Motivation, mehr zu tun. Daran bin ich gewachsen.

Die passende Antwort haben Sie gegen Mainz auf dem Platz gegeben, als Sie kurz vor Schluss das 3:2 erzielten. Ihr Jubel hat Bände gesprochen. Spielte da auch Genugtuung mit?

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Foto: dpa/Marius Becker

Kilian: Das hat einfach gutgetan. Es ist aber auch unbeschreiblich, in so einem Spiel das 3:2 zu machen, der Mannschaft zu helfen, die drei Punkte zu holen. Dass es dann auch noch gegen meinen Ex-Verein war, war die Kirsche auf der Sahne.

Ihr Trainer bezeichnete Sie einst als Holzfuß, sprach davon, dass Sie nie ein Tor erzielen würden. Es gab sogar eine Wette. Ihm haben Sie es auch gezeigt…

Kilian: Das war eine ganz andere Ebene, es war Spaß. Umso mehr hat es mich gefreut, dass es direkt mit dem Tor geklappt hat und ich die Wette gewonnen habe.

Hat der Trainer denn seine Wettschulden beglichen?

Kilian: Ja, er hat für die Mannschaft einen Burger-Food-Truck bestellt. Das war eine coole Reaktion.

Wie kommen Sie mit der Art des Trainers klar? Auf der einen Seite oft hart und laut, auf der anderen Seite wirkt er oft nahbar.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Kilian: Er erreicht uns alle auf jeden Fall sehr gut. Wir können mit ihm Spaß haben, wissen aber auch, wenn es ernst wird und was er von uns fordert. Er ist da auf einer guten Linie.

War der Trainer auch ein Grund für den Wechsel nach Köln? Immerhin kannten Sie ihn ja schon aus Paderborn.

Kilian: Ohne Steffen Baumgart wäre ich wohl nie beim 1. FC Köln gelandet. Unabhängig von seiner Person war für mich aber auch klar, dass ich auch für diese Spielzeit gerne beim FC bleiben würde.

Der Verein hat die Kaufoption gezogen. Sie haben frühzeitig signalisiert, dass sie gerne beim FC bleiben würden. Was macht Köln so besonders?

Kilian: Vor allem unsere Mannschaft. Wir haben eine Gruppe, die sehr intakt ist. Sie hat es mir damals als Neuzugang sehr leicht gemacht, in die Mannschaft zu kommen. Wir haben ein unglaubliches Mannschaftsgefüge. Dieses Gefüge, gepaart mit der Stadt und vor allem den Fans, macht den FC zu etwas ganz Besonderem.

Es gab aber auch unter den Kölner Fans Zweifler, die Sie nicht in der Startelf gesehen haben. Seit dem siebten Spieltag gehörten Sie dennoch zum Stammpersonal. Hätten Sie selbst mit der Entwicklung gerechnet?

Kilian: Gerechnet habe ich nicht damit. Es war für mich klar, dass ich in Mainz nicht weitermachen wollte. Insofern war ich erst einmal froh, zu einem anderen Club zu kommen. Ich habe es dann als Herausforderung gesehen, richtig Gas zu geben. Und bin rückblickend schon sehr zufrieden, wie es gelaufen ist.

Wo sehen Sie bei sich denn noch Entwicklungspotenzial?

Kilian: Eigentlich überall (lacht). Ich kann mich noch im Spiel mit dem Ball, im Kopfball-, aber auch im Stellungsspiel verbessern.

Timo Hübers zog Sie nach einem Leistungstest mal damit auf, der Schnellere zu sein. Sie wollten das nicht glauben. Haben Sie sich mittlerweile revanchieren können?

Kilian:Im Moment muss ich ihm leider recht geben. Er ist in der Endgeschwindigkeit noch einen Tick schneller. Da sind wir aber im engen Kontakt (lacht).

Das Duo mit Timo Hübers scheint aber gut zu harmonieren…

Kilian: Wir verstehen uns sehr gut. Auch neben dem Platz. Das transportiert sich dann auch wieder auf den Platz. Wir vertrauen uns im Spiel, wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Das hat gut funktioniert.

Nach dem Hinspiel gegen den FSV Mainz wurden Sie im Netz für Ihre „Monstergrätsche“ gefeiert. Nach dem Spiel gegen Leverkusen lösten Sie unbewusst einen Shitstorm nach einem Post mit dem verletzten Florian Wirtz aus. Sind die sozialen Medien Fluch und Segen zugleich?

Kilian: Ich glaube, es ist mehr Fluch als Segen. Es wird einfach unheimlich viel auf die Goldwaage gelegt. Ich habe damals das Bild mit Flo aus der Emotion heraus hochgeladen, ohne auf den Hintergrund zu achten. Nach den Reaktionen habe ich mich direkt entschuldigt und es wieder rausgenommen. In den sozialen Medien wird eher etwas Schlechtes gesucht, als sich über das Positive zu freuen.

Was haben Sie damals gedacht, als die Welle im Netz losgetreten wurde?

Kilian: Das habe ich so noch nie erlebt. Ich bin auch der Letzte, der irgendwem etwas Schlechtes will oder sich über andere lustig macht. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich war schon traurig, dass das damals so aufgenommen wurde. Daraus habe ich meine Lehren gezogen.

Apropos Erfahrung: Jetzt sind einige neue junge Spieler dazugekommen. Treten sie schon als Ratgeber auf, oder überlassen Sie das erfahrenen Leuten wie Jonas Hector?

Kilian: In diese Rolle muss ich erst noch reinwachsen. Aber ich versuche, mit den neuen Jungs Spaß zu haben. Zeige ihnen, dass sie sich nicht verstecken müssen, dass sie willkommen sind. Irgendwann werde ich die Rolle gerne einnehmen.

Ihr Opa war ebenfalls Profi. Wie verfolgt er Ihre Karriere?

Kilian: Er ist sehr stolz auf mich, verfolgt alle Spiele, alle Schritte, die ich mache. Wir haben einfach ein gutes Verhältnis und sprechen über viele Dinge.

Er war Abwehrspieler, wurde Eisenfuß genannt, Sie haben jetzt den Spitznamen Holzfuß weg. Wäre Ihnen der Eisenfuß lieber?

Kilian: Nein, das passt schon (lacht). Es hat beides etwas.

Jetzt wird er Sie im FC-Trikot auch in Europa sehen. Wie groß ist die Vorfreude auf die Conference League?

Kilian: Darauf haben wir die gesamte vergangene Saison hingearbeitet. Insofern ist die Vorfreude schon groß. Wir müssen aber auch die Qualifikation erst einmal schaffen. Wir werden die Zeit genießen. Der Fokus wird aber trotzdem auf der Bundesliga liegen.

Haben Sie Respekt vor der möglichen Dreifachbelastung?

Kilian: In erster Linie bin ich gespannt darauf.

Macht die Vorfreude die harten Einheiten hier im Trainingslager erträglicher?

Kilian: Nein (lacht). Es ist trotzdem gut, die Körner jetzt zu holen.

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