Geringe Ausgaben, kaum Einnahmen Wie riskant ist die aktuelle Transfertätigkeit des FC?

Köln · Der 1. FC Köln steht unmittelbar vor der Verpflichtung eines weiteren Neuzugangs. Damit (inklusive Luca Kilian) hätte Köln sechs Zugänge. Die Abgänge, die die Verstärkungen aber eigentlich ermöglichen sollen, lassen weiter auf sich warten.

1. FC Köln: Deswegen ist die aktuelle Transfertätigkeit des FC riskant​
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Linton Maina, Denis Huseinbasic, Steffen Tigges, Kristian Pedersen und nun offensichtlich Eric Martel – die Liste der Neuzugänge beim 1. FC Köln wird länger und länger. Dazu noch die gezogene Kaufoption bei Luca Kilian – zumindest was die Zugänge angeht, befinden sich die Verantwortlichen der Geißböcke offensichtlich voll im Soll. Bis auf den weiteren gesuchten Außenbahnspieler hat der FC alle selbst ausgemachten Baustellen geschlossen und mit der vermeintlich sicheren Verpflichtung von Martel aus Leipzig zusätzlich noch eine Alternative zu Salih Özcan gefunden, der in der kommenden Spielzeit wiederum das Trikot von Borussia Dortmund tragen wird.

Einen großen Teil der Hausaufgaben hat der FC rund um den neuen Sportchef Christian Keller also in Bezug auf die neue Saison bereits gemacht. Und das bereits vor dem Vorbereitungsbeginn und zu einem doch überschaubaren Kostenfaktor - zumindest was die Ablösen betrifft. Steffen Tigges soll den FC rund 1,5 Millionen Euro gekostet haben, ähnlich wird die Ablösesumme von Eric Martel beziffert. Für Denis Huseinbasic soll zudem ein fünfstelliger Betrag Richtung Offenbach gegangen sein, für Luca Kilian hat der FC die Ablöse in Höhe von zwei Millionen Euro bezahlt. Linton Maina und Kristian Pedersen wechseln ablösefrei an den Rhein. Der FC hat also für sechs neue Spieler - wenn Martel unterschreibt - rund fünf Millionen Euro an „Kaufgebühr“ entrichtet. Stand jetzt ein wirtschaftlich guter Deal, zumal die Spieler zusammen auf einen geschätzten Marktwert (transfermarkt.de) von knapp zehn Millionen Euro kommen.

FC mit riskantem Spagat

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Bis auf Pedersen wurden zudem Spieler verpflichtet, die ein wichtiges Kriterium der Kölner Transferpläne erfüllen. Sportchef Keller betonte, dass man junge Spieler holen wolle, die unter Trainer Steffen Baumgart den nächsten Schritt gehen können, über Entwicklungspotenzial verfügen. „Wir werden uns als Entwicklungsclub positionieren müssen. Das heißt: Wir holen Spieler, die das Potenzial für die Bundesliga haben, diese Qualität aber noch nicht konstant nachweisen konnten“, sagte Keller. Pedersen ist mit seinen 27 Jahren da bereits ein Routinier. Dass die Neuzugänge in der Bundesliga Fuß fassen können, müssen sie allerdings erst einmal unter Beweis stellen.

Und der bisherige Transfersommer hat noch einen anderen großen Haken. Während auf Seiten der Zugänge die meisten Baustellen geschlossen sind, hapert es noch bei den Abgängen und das gewaltig. Im Mai sagte Keller, dass man nennenswerte Transfererlöse erzielen müsse. Von einem zweistelligen Millionenbetrag ist die Rede. Zudem müssen Großverdiener von der Gehaltsliste gestrichen werden. Der FC geht einen riskanten Weg. Der Club muss auf allen Ebenen sparen, gleichzeitig aber das Aufgebot für drei Hochzeiten zusammenstellen. Bislang hat der FC rund fünf Millionen Euro für den Transfer von Özcan eingestrichen. Eben fünf Millionen, die jetzt die Neuverpflichtungen gekostet haben dürfen. Zwar haben mit Louis Schaub, Jannes Horn, Tomas Ostrak und Marvin Obuz weitere Spieler den Verein verlassen, der FC kassierte aber (fast) keine Ablöse.

Es fehlt an Interessenten

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Gerade aufgrund der zahlreichen Neuverpflichtungen muss der FC handeln und unbedingt namhafte Spieler los werden. Es fehlt allerdings an Interessenten. Ein Verkauf von Ellyes Skhiri würde die Situation schlagartig ändern. Doch bislang sind offenbar keine ernstzunehmenden Angebote ins Geißbockheim geflattert. Französische Medien berichteten zuletzt von einem losen Interesse von Stade Rennes. Allerdings soll es sich bislang nur um einen Gedankengang handeln. Der „kicker“ brachte noch eine andere Variante ins Spiel. Demnach sollen sich Verein und Spieler über eine Vertragsverlängerung Gedanken machen, damit sich Skhiri bei der WM im November präsentieren kann und einen Abgang im Winter wahrscheinlich machen.

Dass die Vereine für Ondrej Duda und Sebastian Andersson, beides Großverdiener in Kölner Reihen, nicht gerade Schlange stehen, ist nach der durchwachsenen Saison der beiden Akteure nicht überraschend. Andersson sucht weiter nach seiner Form, Duda nach einem Schlüssel zum Baumgartschen System. Der Club würde beide Spieler sicherlich gerne abgeben, sollte sich ein Interessent finden. Die Verpflichtung von Tigges dürfte den Druck auf Andersson zumindest erheblich erhöhen. Der Schwede ahnt, dass Tigges unter Baumgart seine Spielzeit erhalten wird und ihm mit Tim Lemperle und Florian Dietz zwei talentierte Nachwuchs-Stürmer im Nacken sitzen. Es ist kaum vorstellbar, dass der Angreifer die Rolle hinter Modeste und Tigges einnehmen will. Ein Abgang scheint nur eine Frage der Zeit. Zumal der Schwede mehr als zwei Millionen Euro jährlich einstreicht.

FC droht ein Minusgeschäft

Bei Duda gestaltet sich die Sachlage ein wenig anders. Dass der Slowake ein begnadeter Techniker ist, steht außer Frage. Allerdings rief der Mittelfeldspieler diese Qualitäten in der vergangenen Saison so gut wie gar nicht ab. Der Marktwert des Offensivmannes ist von sieben auf vier Millionen Euro geschrumpft. Und selbst die vier Millionen wird der FC aktuell für Duda nicht bekommen. Es droht also ähnlich wie bei Andersson ein dickes Minusgeschäft, immerhin würde der FC einen Großverdiener von der Gehaltsliste streichen. Allerdings fehlen auch hier die konkreten Angebote.

Timo Horn wird dagegen bereits mit einem anderen Club in Verbindung gebracht. Auch für den gebürtigen Kölner gilt, dass der Verein einem wechselwilligen Horn wohl keine Steine in den Weg legen wird, selbst wenn die FC-Verantwortlichen mehrfach betonten, Horn auch behalten zu wollen. Der Keeper verdient aktuell etwa drei Millionen Euro, viel Geld für einen Ersatzkeeper. Zuletzt war der Kölner Torwart bei Hertha BSC im Gespräch. Die alte Dame ist auf der Suche nach einer neuen Nummer eins. Horn wird für sich entscheiden müssen, ob er seinem Heimatverein auch als Nummer zwei treu bleiben wird.

Bei zu vielen Ladenhütern droht also die Gefahr, dass der FC auf andere Angebote reagieren muss. Angebote für Spieler, die Baumgart eigentlich gerne behalten würde. So soll zum Beispiel Timo Hübers das Interesse zahlreicher Premier-League-Clubs geweckt haben. Kein Wunder, Hübers avancierte unter Baumgart zum Abwehrchef und hat seinen Marktwert vervielfacht. Aber auch Anthony Modeste wäre ein möglicher Kandidat.

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