Neuer Geschäftsführer Sport Christian Keller bereit für die Herausforderung

Köln · Bereits am vergangenen Freitag trat der neue sportliche Geschäftsführer Christian Keller sein Amt beim 1. FC Köln an. Am Montag wurde der 43-Jährige nun offiziell am Geißbockheim vorgestellt.

 Auf ihn wartet viel Arbeit beim 1. FC Köln: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Auf ihn wartet viel Arbeit beim 1. FC Köln: Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Foto: dpa/Armin Weigel

Klar, strukturiert und euphorisch geht Christian Keller seine Arbeit am Geißbockheim in diesen Tagen an. Nach einem halben Jahr beruflicher Pause freut sich der neue sportliche Geschäftsführer des 1. FC Köln nun, loslegen zu können. Er sei in dieser Zeit viel rumgereist, „aber als ich im Februar in Kapstadt gesessen und auf Südafrika geschaut habe, habe ich gesagt: Jetzt reicht es auch mal mit Urlaub“, sagte der 43-Jährige bei seiner Vorstellung am Montagnachmittag.

Die Auszeit stand für Keller bereits vor Vertragsabschluss fest. „Erfolgreiches Fußballclub-Management beginnt in der Führung mit Identifikation. Ich kann mir nicht heute glaubwürdig auf die Brust klopfen und sagen, ich bin Jahn Regensburg und morgen sage ich, ich bin der FC.“

Keller kennt die Herausforderungen bereits

Nun ist Keller also bereit, FC zu sein. Neben der Identifikation mit dem Verein stehen für Keller weitere Werte des Traditionsclubs im Vordergrund. „Wie Fußball hier am Standort gelebt wird, da gibt es nicht viele vergleichbare Standorte in Deutschland. Es haben auch viele Hygienefaktoren gestimmt, wie das ganz klare Bekenntnis zum Thema 50+1. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem anderen Umfeld, in dem dieses Bekenntnis nicht da ist, zu agieren.“

Bevor Keller achteinhalb Jahre beim SSV Jahn Regensburg als Sportdirektor tätig war, studierte er nach seiner Fachhochschulreife an der ESB Business School in Reutlingen Außenwirtschaft und anschließend International Business Development. 2008 promovierte er an der Uni in Tübingen zu dem Thema „Steuerung von Fußballunternehmen – Finanziellen und sportlichen Erfolg langfristig gestalten“. Ab 2010 lehrte der damals 31-Jährige Sportmanagemant als Professor an der SRH Hochschule in Heidelberg, bevor 2013 dann der Wechsel nach Regensburg folgte.

Neben dem sportlichen Erfolg, von der Regionalliga in die zweite Bundesliga aufzusteigen, hat Keller den SSV auch wirtschaftlich auf solide Beine gestellt. An der Donau leitete der aus Baden-Württemberg Stammende aber nicht nur den sportlichen, sondern auch den kaufmännischen Bereich. Zu seiner Zeit lehnte der Sportdirektor die Beschäftigung eines zweiten Geschäftsführers ab. In Köln ist nun jedoch die Zusammenarbeit mit dem kaufmännischen Leiter Philipp Türoff gefragt.

„Der FC ist ein ganz großer Club mit einer immensen Strahlkraft“

„Am Schluss lief in Regensburg alles über meinen Schreibtisch. Wenn ich dageblieben wäre, hätte ich einem zweiten Geschäftsführer dauernd reingeredet. Wenn ich jetzt in eine neue Ausgangssituation komme, dann weiß ich, dass ich Philipp Türoff nicht reinreden werde, sondern dass wir uns im Team abstimmen. Der FC ist viel zu groß, um ihn allein an der Spitze führen zu können“, so Keller.

Nun trifft Keller beim FC auf finanziell ähnliche Gegebenheiten wie in Regensburg. „Die Pandemie hat Lücken in die FC-Kassen gerissen. Es musste schon auf Erlösströme der Zukunft vorgegriffen werden, um akute Defizite zu lösen“, berichtete er. Insbesondere bei der Kaderplanung muss im Vergleich zu den vergangenen Jahren gespart werden. „Es wird laut Planung der geringste Personalaufwand im Lizenzspielbetrieb sein, den der FC die vergangenen Jahre hatte. Das sind knapp 20 Prozent weniger laut aktuellem Planungsstand“, sagte Keller. Welche Personalie bei den möglichen Vertragsverlängerungen von Trainer Steffen Baumgart, Salih Özcan, Anthony Modeste sowie Kapitän Jonas Hector dabei Vorrang hat, blieb offen.

Wirtschaften in finanziell schwierigen Zeiten

Auch bei den möglichen Einkäufen lässt Keller klare Vorstellungen durchblicken. „Es wird keine Standard-, sondern kreative Lösungen geben. Man muss sich in Gänze überlegen, wie die sportliche Positionierung im Hinblick auf den Spielermarkt aussieht. Man kann fertige Spieler, junge Spieler oder irgendwas zwischendrin holen. Da habe ich natürlich eine ganz klare Idee.“ Wie diese Idee genau aussieht, möchte der neue Geschäftsführer nun schnellstmöglich im Verein besprechen und umsetzen.

„Ich denke schon, dass man von einem Umbruch, einer Neuaufstellung reden kann. Aber wir haben dafür gesorgt, dass es fließende Übergänge gab“, sagte FC-Präsident Werner Wolf. Zuvor hatte nach der Entlassung von Horst Heldt Ende der vergangenen Saison interimsweise Jörg Jakobs die sportliche Leitung mitübernommen. Auf die operative Unterstützung von Jakobs über das Ende der Saison hinaus möchte der Verein auch in Zukunft nicht verzichten. „Jörg Jakobs wird auf jeden Fall in unserem sportlichen Kompetenzteam bleiben, und wir versuchen, eine Kontinuität reinzubekommen, damit er auch operativ an der einen oder anderen Stelle miteingebunden ist. Wir sind froh, dass wir ihn an Bord haben“, sagte FC-Präsident Werner Wolf.

Jörg Jakobs wird den FC weiterhin unterstützen

Auch oder gerade weil der 43-Jährige im Gegensatz zu seinen Vorgängern kein Fußballprofi war, sieht der Verein die Vorteile im neuen Sportdirektor. „Davon abgesehen, dass Christian Keller auch ein ganz guter Kicker war, ist der entscheidende Punkt zu sehen, dass man einen ganzheitlichen Ansatz hat. Der akademische Hintergrund hat schon einen Vorteil, weil er sehr klar, strukturiert und vor allem sehr langfristig denkt. Das war eines der ersten Themen, die wir als Gemeinsamkeit festgestellt haben“, äußerte FC-Vizepräsident Eckard Sauren. Der 1. FC Köln hat mit Christian Keller also einen Sportdirektor gefunden, der zu der Denkweise der Vereinsführung passt. Das Kölner Umfeld ist nun gespannt, wie er diese Denkweise in aktuellen Themen wie der Kaderplanung umsetzen wird.

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