Vor der Relegation Der 1. FC Köln wappnet sich für die nächsten Endspiele

Köln · Zwar hat der 1. FC Köln den direkten Klassenerhalt verpasst, durch den 1:0-Erfolg über Schalke aber den Verbleib in der Liga wieder in den eigenen Händen. Auf Typen wie Jonas Hector wird es in der Relegation gegen Kiel ankommen.

 Der verlängerte Arm des Trainers: FC-Coach Friedhelm Funkel mit seinem Schützling Jonas Hector.

Der verlängerte Arm des Trainers: FC-Coach Friedhelm Funkel mit seinem Schützling Jonas Hector.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die erste  Aufbereitung fand schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff der Begegnung des 1. FC Köln gegen Schalke 04 statt. Jonas Hector stand ausgelaugt inmitten des Stadions. Vor ihm Trainer Friedhelm Funkel, der seinem verlängerten Arm gut zuredete. Der Kölner Kapitän befand sich irgendwo zwischen Erschöpfung, Erleichterung, aber auch Enttäuschung. „Man weiß nicht, wie man mit der Gefühlslage umgehen soll. Irgendwo ist man happy, und doch ist es schade, dass wir es nicht direkt geschafft haben“, sagte Hector. „So ist es nun, wir haben nun zwei Extraspiele, und die müssen wir nutzen.“

Den Relegationsplatz zwar erreicht, aber den direkten Klassenerhalt verpasst, war Hectors Tenor. Sein Hadern verständlich. Mit einem unterm Strich doch beeindruckenden  Schlussspurt erzwang der FC die Saison-Verlängerung, schnupperte zwischenzeitlich sogar am direkten Klassenerhalt. Zehn Punkte holten die Kölner aus den vergangenen fünf Spielen und damit mehr als die direkte Konkurrenz. Bielefeld und Mainz kamen auf acht Punkte, Schalke und Augsburg auf drei, Bremen sogar nur auf einen. Hectors Frust war dementsprechend nachvollziehbar, wenn auch ein wenig überzogen. Denn am Ende fehlten den Kölnern zwei Punkte zum direkten Klassenerhalt. Zähler, die der FC in den ersten beiden Dritteln der Spielzeit hat liegen lassen.

Der FC hat das Schicksal wieder in den eigenen Händen

Zwar haben die Geißböcke den direkten Klassenerhalt nicht geschafft, haben das Schicksal aber wieder in den eigenen Händen. „In erster Linie ist es für uns eine Chance. Es ist wichtig, das so zu sehen“, sagte FC-Sportdirektor Horst Heldt, ergänzte aber: „Gleichzeitig ist es eine Drucksituation. Aber die Mannschaft hatte in den vergangenen Wochen immer Druck.“ Und nun auch in der kommenden, in den beiden Relegationsspielen gegen Holstein Kiel.

Die Störche kassierten in einem dramatischen Saisonfinale eine 2:3-Pleite gegen Darmstadt und gaben den sicher geglaubten direkten Aufstiegsplatz noch an Greuther Fürth ab. Die Franken gewannen gegen Düsseldorf trotz zweimaligen Rückstands und in Unterzahl mit 3:2. Einen Vorteil sieht FC-Coach Friedhelm Funkel trotz der Kieler Niederlage nicht. Im Gegenteil, er weiß um die mentale Aufbauarbeit des gegnerischenTrainers: „Ole Werner hat deutlich gemacht, dass sie gestern enttäuscht waren, aber dass sie ab heute wieder positive Gedanken Richtung Mittwoch aufbauen werden“, so Funkel. „Wir können nicht davon ausgehen, dass sie niedergeschlagen sind.“ Entscheidend sei ohnehin der Wille und wie man sich auf den Gegner vorbereite, so der Trainer weiter.

Die FC-Einzelkritik zum Schalke-Spiel
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Jonas Hector steht für den Willen der Mannschaft

Diesen Willen hatte seine Mannschaft gegen Schalke in der zweiten Halbzeit bewiesen. Symptomatisch dafür war Jonas Hector, der nach einer guten Stunde mit einer Art Flugkopfball den Ball in der Höhe der Mittellinie eroberte. Der Kapitän ging voran, vergab zwar zahlreiche Chancen, war aber auch der Spieler, der sich diese Chancen erarbeitete. „Er hat alles rausgehauen, was in ihm steckt“, sagte Funkel über seinen Spielführer. Köln wollte den Sieg unbedingt, drängte auf das entscheidende Tor und wurde wenige Minuten vor Spielende belohnt. Viel zu selten hat der FC in dieser Saison so entschlossen, so zielgerichtet agiert. Gegen Kiel wird das aber dringend nötig sein. Holstein hat eine überragende Saison gespielt. Neben dem dritten Platz in der Liga erreichten die Störche auch das Halbfinale im DFB-Pokal, bezwangen unter anderem Bayern München. Erst auf die Zielgeraden ging den Norddeutschen, auch aufgrund einiger Corona-Fälle, die Luft aus.

Das soll dem FC nicht passieren; im Gegenteil, Funkel will den Schwung der vergangenen Spieltage mitnehmen. „Wir wollen unseren Trend, der sehr positiv ist, mit auf den Platz nehmen. Auch spielerisch hat die Mannschaft, die erste Halbzeit gegen Freiburg ausgenommen, überzeugt“, so Funkel. „Wenn wir das auf den Platz bringen, haben wir große Chancen, in der Bundesliga zu bleiben.“

Nicht nur sportlich für den FC ein essenzielles Ziel. „Alle wissen, dass ein Abstieg mit Umsatzverlusten verbunden wäre. Allein schon durch die TV-Verteilung müssten wir viel kürzertreten. Ohnehin ist es nicht ganz so einfach durch die Pandemie“, sagte Heldt. „Es ist sportlich wie finanziell enorm wichtig, in der Liga zu bleiben.“ Auch für den Sportdirektor, der dem Vernehmen nach angezählt ist. Aber: „Es geht nicht um mich, es geht um den Club“, meinte Heldt.

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