Taktische Analyse Das erwartet den 1. FC Köln im Heimspiel gegen Leipzig

Analyse | Köln · Auch gegen RB Leipzig will FC-Trainer Steffen Baumgart offensiv spielen lassen. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass RB bei einer passiven Spielweise sehr anfällig ist.

Taktische Analyse: Das erwartet den 1. FC Köln im Heimspiel gegen Leipzig
Foto: dpa/Lukas Schulze

Neun Spiele hatte der FC nicht mehr gewonnen, befand sich in höchster Abstiegsnot und hatte gerade den Einstand von Friedhelm Funkel mit einem 0:3 gegen Leverkusen verbaselt, als der FC im April dieses Jahres zuletzt auf RB Leipzig traf. Für die Kölner schien am 29. Spieltag der Klassenerhalt in weiter Ferne, Leipzig machte sich dagegen – wenn auch nur noch kleine – Hoffnungen auf den Meistertitel. Das Heimspiel gegen Leipzig an einem kalten Dienstagabend war für den FC auf dem Papier also bereits verloren – bis Jonas Hector gleich zwei Mal zuschlug und die Basis für den 2:1-Erfolg über RB Leipzig und damit auch den späteren Klassenerhalt legte. Dass der FC den Favoriten aus Leipzig schlagen kann, hat er also bewiesen. Allerdings haben sich die Vorzeichen massiv geändert.

Vor fünf Monaten agierte Köln aus einer stabilen Defensive heraus gegen die Spiel bestimmenden Gäste. Das Motto: Punkt retten, wie auch immer. Der damalige Trainer Friedhelm Funkel beorderte Jonas Hector in die Spitze und landete damit einen Glücksgriff. Nach dem „Wie“ fragt bekanntlich nach Monaten niemand mehr. Dabei ist die Statistik der Begegnung eindeutig. Leipzig kam auf 72 Prozent Ballbesitz, spielte fast 400 (!) Pässe mehr als der FC und schoss 25 Mal auf das Kölner Tor. Die FC-Offensivabteilung brachte es auf fünf Torschüsse, aber eben auf zwei Treffer. „Dass die Kölner da gewonnen haben, war reiner Zufall. Es war vielleicht eine leidenschaftliche Leistung“, sagte daher FC-Trainer Steffen Baumgart. „Leipzig war aber fußballerisch in allen Belangen überlegen.“

Fußballerisch überlegen war Leipzig auch gegen Wolfsburg und Mainz, unterlag dennoch jeweils 0:1. Auch aufgrund des leidenschaftlichen Kampfes der Kontrahenten. Man kann Baumgart wahrlich die Leidenschaft für den Fußball nicht absprechen, reichen tut sie ihm am Samstag aber nicht. „Der Weg von uns ist jetzt ein anderer“, sagt der Trainer. „Offenes Visier, voll nach vorne“, will Baumgart auch gegen Leipzig spielen. Ein riskantes Spiel.

Leipzig verfügt über eine Qualität in der Offensive

Denn RB hat gegen Manchester gezeigt, über welche Qualitäten sie in der Offensive verfügen. Leipzig läuft ähnlich wie der FC den Gegner sehr hoch, aber vor allem sehr aggressiv an. RB hat die meisten Zweikämpfe aller Bundesligisten gewonnen. Anders als Julian Nagelsmann in der Vorsaison ist Nachfolger Jesse Marsch ein Befürworter der Viererkette. Nach gewonnenem Duell folgt das schnelle Umschaltspiel, in aller Regel schnörkellos über die Zentrale. Drei Mittelfeldspieler machen das Mitteldrittel kompakt.

Hier nimmt Emil Forsberg eine wichtige Rolle ein. Der Schwede ist die Schaltzentrale, verteilt Bälle, soll aber auch den Abschluss suchen. Mit Dominik Szoboszlai und Christopher Nkunku verfügt RB über zwei weitere Offensivkräfte, die in den Schnittstellen auf den Ball in die Tiefe lauern. Alle drei haben ihre Torgefahr bereits unter Beweis gestellt. Auch gegen die Bayern am vergangenen Wochenende suchte RB häufig den Weg durch das Zentrum, die Flügel wurden dagegen ein wenig vernachlässigt. Bis in das Schlussdrittel ist das Spiel der Leipziger extrem gut. Auch, weil Leipzig über technisch sehr versierte Spieler wie beispielsweise Dani Olmo verfügt.

Modeste wird es gegen Orban schwer haben

Im Schlussdrittel war gegen Mainz, Wolfsburg und eben die Bayern aber meist Schluss. Auf der anderen Seite hat Bayern am vergangenen Wochenende die rechte Seite als die Schwachstelle der Leipziger ausgemacht. Fast 40 Prozent der Münchner Angriffe gingen über diese Seite. Auffallend wenige Flanken wollen Leipzig aus dem Spiel heraus gelingen. RB bringt es in der Bundesliga auf 39, der FC kommt auf 70. „Wir müssen offensiver spielen, mehr Flanken in den Strafraum bringen. Wir wollen mehr Torchancen kreieren“, sagte Marsch.

Der FC kreiert in dieser Saison deutlich mehr Chancen. Allerdings werden es Anthony Modeste und Co. im Zentrum schwer haben, die Lufthoheit zu behalten. RB-Innenverteidiger Willi Orban kommt auf 18 gewonnene Kopfbälle und liegt damit in der Spielerstatistik auf Rang fünf, gleichauf mit Modeste. Für Baumgart gibt es ohnehin nur eine Devise: „Bei allen Stärken, die Leipzig hat, wir wollen unsere Spiele gewinnen.“

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