Entlastung des Verkehrs Industrie- und Handelskammer schlägt Citymaut für Bonn vor

Bonn · Die Unternehmen in Bonn und der Region sind laut der Industrie- und Handelskammer frustriert über die aktuelle Verkehrssituation. Um diese zu entlasten, bringt die IHK unter anderem eine Citymaut ins Gespräch.

 Gewohntes Bild: Stau auf Bonns Straßen.

Gewohntes Bild: Stau auf Bonns Straßen.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Verkehrssituation in Bonn hat in den vergangenen Wochen immer wieder für hitzige Diskussionen gesorgt. Handwerksbetriebe beklagen die langen Anfahrtszeiten und der Einzelhandel fürchtet, dass ihm die Kunden wegbrechen, wenn die Straßen für Autofahrer verstopft sind. Diese Beschwerden bekommt die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK) aus erster Hand mit. „Der Frust bei den Unternehmen ist groß“, fasste Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK, die Lage zusammen. Die Kammer informierte am Donnerstag über die Probleme der Wirtschaft, die durch die Verkehrsinfrastruktur in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis entstehen – und schlug Lösungsansätze vor.

„Vor allem seitdem es die neue Stadtregierung gibt, wird die Situation in Bonn unerträglich innerhalb der Innenstadt“, sagte IHK-Vizepräsidentin Sabine Baumann-Duvenbeck. Es würden immer mehr Straßen beruhigt werden, sodass mehr Verkehr auf den Hauptverkehrsstraßen unterwegs sei, fügte Wimmers hinzu. „Dort staut es sich dann. Die Hauptbefürchtung der IHK ist, dass wir Wirtschaftsverkehre in Bonn/Rhein-Sieg nicht mehr vernünftig abwickeln können“, so Wimmers.

IHK fordert Gespräche und einen Masterplan

Um dies zu vermeiden, fordert die IHK einen „Masterplan Verkehr“ in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis, den Kommunen des Kreises und der Stadt Bonn. „Dieser Masterplan muss Wirtschaftsverkehre unbedingt als ein Hauptthema mitdenken“, erklärte Wimmers. Er befürchte, dass Unternehmen den Wirtschaftsstandort sonst verlassen könnten. Es dauere immer länger, Lieferprozesse abzuwickeln. Baumann-Duvenbeck, die selbst ein Logistikunternehmen führt, kritisierte außerdem, dass durch die momentanen Einschränkungen in Bonn kaum mehr Schwertransporte möglich seien. „Wir können nur über die Kölnstraße in die Stadt fahren, weil wir nicht über den Tausendfüßler fahren dürfen“, sagte sie. Ihre Angestellten müssten große Umwege fahren, um an ihr Ziel zu gelangen – das sei nicht wirtschaftlich.

Die weiteren Sanierungen würden die Situation in Zukunft nicht verbessern. Die geplante Sperrung der A59 südlich des Autobahndreiecks Bonn-Nordost im Jahr 2023 werde beispielsweise die restliche Infrastruktur weiter belasten. Deshalb sei es von zentraler Bedeutung, den Pendlerverkehr zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wolle die IHK bei einem Mobilitätsgipfel mit Unternehmen, dem Kreis und der Stadt zusammenkommen. Sie wolle sich dabei dafür einsetzen, dass Pendlerströme reduziert werden. Laut Baumann-Duvenbeck pendeln etwa 60 Prozent der 490 000 Erwerbstätigen im IHK-Gebiet zu ihrem Arbeitsplatz und zurück. Die IHK wolle sich bei den Gesprächen für ein abgestimmtes Homeoffice einsetzen, sodass die Pendlerinnen und Pendler nicht alle zur gleichen Zeit in die Stadt fahren. Die Kammer brachte außerdem eine digitale Citymaut ins Gespräch, die die Infrastruktur entlasten könnte. „Wir wollen unbedingt diskutieren, ob eine Citymaut helfen kann, die Verkehre besser zu steuern“, sagte Wimmers. Gute Beispiele gebe es in anderen Städten, wie zum Beispiel London.

Ausbau des ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur

Zudem müsse der ÖPNV genauso wie die Fahrradinfrastruktur ausgebaut werden, um den motorisierten Individualverkehr zu entlasten. Ebenso sei die Schaffung von Park&Ride-Plätzen nötig. Auch das Seilbahnprojekt in Bonn befürwortet die IHK. Wichtig sei zudem der zweigleisige Ausbau der Siegtalstrecke. „So dringend wie die Luft zum Atmen“ bräuchten die Unternehmen laut Wimmers außerdem die nördliche Rheinquerung, die zwischen Köln-Süd und Niederkassel gebaut werden soll. „Es wäre verheerend, wenn viele Unternehmen den Standort aufgrund der Verkehrsprobleme verlassen.“

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