Champions-League-Teilnehmer Das erwartet den FC gegen Frankfurt

Analyse | Köln · Eintracht Frankfurt ist in den Startlöchern der Saison hängengeblieben. Nur einen Punkt aus zwei Spielen holte die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner. Warum der FC trotzdem gewarnt sein sollte.

Duell aus der vergangenen Saison: der Kölner Timo Hübers (oben) und der Frankfurter Sebastian Rode im Luftkampf.

Duell aus der vergangenen Saison: der Kölner Timo Hübers (oben) und der Frankfurter Sebastian Rode im Luftkampf.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Oliver Glasner, dieser in der Regel freundlich dreinblickende Herr, kann auch recht grimmig und ungehalten daherkommen. Der Trainer von Eintracht Frankfurt hatte mit seinem Team ja auch einen denkbar schlechten Start in die Bundesliga hingelegt. Als amtierender Europa-League-Sieger waren die Hessen, die am Sonntag im Heimspiel auf den 1. FC Köln treffen (15.30 Uhr), mit viel Rückenwind und einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein die neue Saison gegangen – und dann setzte es eine 1:6-Schlappe. Selbst wenn der Gegner kein Geringerer als der hiesige Branchenriese Bayern München war, solch ein Ergebnis nach einer fordernden Vorbereitung kann auch mal eine Wirkung entfachen wie ein Leberhaken im Boxen.

Und so richtig erholt hatten sich die Eintracht Profis auch eine Woche später von dem Tiefschlag nicht, beim Relegationsteilnehmer Hertha BSC gab es ein müdes 1:1. Vor allem im läuferischen Bereich enttäuschten die Frankfurter ihren Trainer. Glasner kritisierte nach der Auseinandersetzung, die bei hochsommerlichen Temperaturen beinahe die Ausstrahlung eines Freibadwiesenkicks hatte, den mangelnden Einsatz, die ausbleibende Leidensfähigkeit seiner Spieler. Er war sauer. Und genau diese Einstellung hatte er aus den Köpfen seiner Spieler fernhalten wollen, die sich durch eine zumindest in der Europa League überragenden Saison für die Champions League qualifiziert hatten. Die Bundesliga vor der Brust, Europa im Gedächtnis (die zurückliegende Spielzeit) und in Gedanken (die anstehende Königsklasse) – Glasner hatte einen zu lockeren Umgang mit den Herausforderungen des Alltags offenbar befürchtet. „Unser Zweikampfverhalten, die Intensität waren da einfach desaströs“, sagte der Trainer nach der Partie bei der Hertha: „Wenn ich denke, ich kann nur rumjoggen, dann sieht es ebenso aus.“

Routiniers Kostic und Hinteregger nicht mehr dabei

Bislang lässt sich festhalten: Die Befürchtungen sind eingetreten. Dabei hatte der Coach aus Österreich eindringlich gewarnt: „Wir dürfen nicht immer über Europa sprechen“, sagte er auch zum wiederholten Male nach der Partie im Berliner Olympiastadion: „Hier hat der Tabellenelfte der vergangenen Bundesligasaison gespielt, der mit Filip Kostic und Martin Hinteregger zwei Spieler mit riesiger Erfahrung verloren hat.“ Ein Tabellenelfter aus Frankfurt, der seit saisonübergreifenden zehn Bundesligaspielen ohne Sieg ist.

1. FC Köln: So könnte der FC gegen Freiburg spielen​
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So könnte der FC gegen Freiburg spielen

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Dabei hatten die Club-Bosse auf die gestiegenen Anforderungen durch die Teilnahme an der Königsklasse vor der Spielzeit reagiert und den Kader zumindest ordentlich verstärkt. Gegen die Zusatzbelastung in der Champions League wollten die Frankfurter gewappnet sein. Nicht für die Breite allein, sondern auch für erhoffte Spitzenleistungen holten sie Mario Götze (von PSV Eindhoven), seines Zeichens Fußball-Weltmeister 2014 mit dem entscheidenden gegen Argentinien. Neben dem früheren BVB- und Bayern-Star sollen der Ex-Leverkusener Lucas Alario und der Franzose Randal Kolo Muani (ablösefrei aus Nantes), eines der vielversprechendsten Talente Europas, der bei den Bayern gleich den Ehrentreffer erzielte, der zuletzt nicht allzu treffsicheren Offensive mehr Durchschlagskraft verleihen. Alle drei liefen in Berlin von Beginn an auf. Mit Faride Alidou (Hamburger SV), Jerome Onguené (FC Salzburg), Aurelio Buta (Royal Antwerpen) und Hrvoje Smolcic (HNK Rijeka) haben sich die Frankfurter auch in Abwehr und Mittelfeld breiter aufgestellt.

Bislang schwache Laufleistung der Eintracht

Viele Neue, aber das bevorzugte System hat Glasner nicht geändert. Oft lässt er seine Mannschaft in einem 3-4-2-1 auflaufen, gegen Hertha war es dann noch eine Spur offensiver mit Alario und Muani in vorderster Reihe und den beiden Fußball-Feingeistern Götze sowie Kamada dahinter. Allein: Ohne Leidenschaft und Einsatz – dafür gibt es keine Euros ins Phrasenschwein – kann es nicht funktionieren. Gegen die Hertha kam das Glasner-Team auf schwache 111 Kilometer Laufleistung (Berlin: 112,2). Zum Vergleich: Der Gegner am Sonntag, der 1. FC Köln, kam bei seiner Partie in Leipzig auf eine Laufgesamtleistung von knapp 116 Kilometern. Insgesamt läuft die FC-Mannschaft bislang fast neun Kilometer mehr als die Hessen (233,5 zu 225).

Ihr typische Spiel mit zwei ständig im Vorwärtsdrang agierenden Außen konnten sie so nicht aufziehen. Ein anderer Grund dafür war aber vielleicht noch entscheidender. Denn die eingespielte und als Waffe angesehene Flügelzange ist gesprengt. Der Ex-Dortmunder Ansgar Knauff kann zwar über rechts immer noch seinen Turbo für Frankfurt anschmeißen, sein Pendant auf der linken Bahn, Filip Kostic, einer der Hauptfaktoren für den Europacup-Triumph, hat die Eintracht kurzfristig verlassen; er wechselte zu Juventus Turin. Der Serbe war Dauerbrenner und Dauerrenner, mit seiner Dynamik, Technik und präzisen Flanken er stets eine Bedrohung für die gegnerischen Abwehrreihen (vor allem für seine Gegenspieler, die rechts verteidigten). Auffällig ist bislang in dieser Saison, dass die Eintracht ihre Flanken nicht mehr in dieser Summe vor das Tor schlägt wie zuletzt: 20 warten es bisher (Platz sieben in der Liga), der FC erreicht den Topwert von 39 Hereingaben von außen.

Baumgart warnt vor Frankfurt

Zweifelsohne: Die Qualität im Eintracht Kader ist vorhanden, bislang wurde sie aber noch nicht ausreichend auf den Platz gebracht. Davon aber lässt sich Steffen Baumgart nicht blenden: „Sie sind eine schnelle Mannschaft. Der Punkt, den sie haben, der täuscht. Sie sind eine Champions-League-Mannschaft. Wahrscheinlich kommen sie mit einer Dreierkette und hohem Tempo. Wir müssen auf uns gucken und unser Spiel durchsetzen“, sagte der FC-Trainer. „Frankfurt ist aber eine gestandene Mannschaft.“

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