Förderschüler in Bad Godesberg Wie ein Junge mit Downsyndrom mit den Corona-Regeln umgeht

Bonn · Für Schüler mit Behinderung ist der Schulalltag während der Corona-Pandemie noch schwieriger. Die Mutter eines Elfjährigen mit Trisomie 21 erzählt, wie ihr Junge mit den Corona-Regelungen zurechtkommt.

 David Do vor der Andreasschule, die er bis Juni besucht hat. Jetzt geht er auf die Gesamtschule.

David Do vor der Andreasschule, die er bis Juni besucht hat. Jetzt geht er auf die Gesamtschule.

Foto: privat

Wie sind Schüler mit Behinderung in den vergangenen Monaten in inklusiven Regelschulen zurechtgekommen? „Sie konnten die Abstandsregeln besser einhalten, als die meisten denken“, meint Diep An Do. Ihr Sohn David, 11, hat das Downsyndrom und besuchte bis zu den Sommerferien die vierte Klasse der Andreasschule. Bis zum heutigen Dienstag sollte in NRW-Schulgebäuden ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten und eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden.

Die Regelung galt bis zu den Ferien auch für Grundschulen. Als die im Mai wieder öffneten, habe David erst einmal zu Hause bleiben sollen, berichtet seine Mutter. Er sei wohl nicht fähig, sich nach den Corona-Regeln zu richten, sei die Begründung  gewesen. Und das, obwohl ihm eine Schulbegleiterin zur Seite stehen konnte. „Aber wir wollten, dass auch David eine Chance erhält. Gerade für Kinder wie ihn ist eine sichere Tagesstruktur wichtig“, sagt Diep An Do.

Anfang Mai hatte die Andreasschule den Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht der vierten Klassen realisiert. Die Räume waren, so dokumentiert es die Schulhomepage, jeweils für zwei Lerngruppen eingeteilt, sodass der geforderte 1,5 Meter-Abstand gewährleistet werden konnte. Sie habe der Schule jedenfalls vielfach versichert, wie intensiv sie mit David zu Hause das Maskentragen übe, berichtet die Mutter. Dazu habe sie vorgeschlagen, dass ihr Sohn einen 1,50 Meter langen Stock nutze, um den geforderten Abstand einzuschätzen. Mit Erfolg: David durfte jeweils für zwei Stunden kommen und zeigen, wie er sich mit Stock und Maske integrierte, sagt Do. Im Rückblick zeigt sie Verständnis für die Schule. „Ich glaube, die waren einfach überfordert.“

Die Situation von Kindern mit Behinderung sei in dieser Krisenzeit besonders herausfordernd, erklärt Christina Marx, Inklusions-Sprecherin der Aktion Mensch. „Es gibt noch immer viele, die nicht zur Schule gehen dürfen, weil ihnen angeblich das Verständnis für Hygienekonzepte fehlt oder sie den vorgeschriebenen Abstand nicht einhalten können.“ Das führe zu einer erneuten Diskriminierung. „Die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung, ihre Familien und die Schulen dürfen hier nicht im Stich gelassen werden.“, so Marx. Auf Anfrage beim Schulamt, wie integrative Schulen seit März die Corona-Regeln im Fall von Förderschülern auslegen, verweist es auf die Bezirksregierung. Und deren Sprecher weist auf die nur allgemein gehaltenen Handreichungen des NRW-Schulministeriums in Corona-Zeiten hin. „Diese Regelungen gelten landesweit und für alle Schulformen.“

David Do jedenfalls ist inzwischen auf die Elisabeth-Selbert-Gesamtschule gewechselt, die auch sein großer Bruder besucht. „Er ist stolz wie Oskar von Unterrichtsbeginn an dabei gewesen“, erzählt die Mutter. Dass die Schüler nun aber wieder direkt nebeneinander sitzen sollen, habe ihr Sohn in der ersten Woche nicht akzeptieren wollen. Für Kinder mit Trisomie 21 sei ein festes Regelwerk sehr wichtig. „Er forderte immer: Corona-Abstand halten“, berichtet Diep An Do. Hier half die Schulbegleiterin. Die Schule gebe sich viel Mühe. Allerdings müssten alle nun fünf Stunden hintereinander im Klassenverband sitzen, weil keine speziellen Förderangebote realisiert werden könnten, gibt die Mutter zu bedenken. „Das ist sehr schwer für David. Wir bleiben deshalb mit der Schule immer im Gespräch.“

Überhaupt mache es einem Kind mit Behinderung in der Corona-Zeit sehr zu schaffen, dass es keine körperliche Nähe suchen dürfe, erklärt sie. „Das müssen wir zu Hause eben mit Kuscheleinheiten ausgleichen.“ Wichtig sei aber, dass David in der Schule dabeibleibe. Dass sie sich dafür erfolgreich eingesetzt habe, „das war es wert.“

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