Pokalsieg über Stuttgart 1. FC Köln: Routinier Modeste muss es erneut richten

Köln · Gegen den VfB Stuttgart rotierte FC-Trainer Steffen Baumgart auf acht Positionen. Die Wende brachten aber die altbekannten Leistungsträger. Allen voran Anthony Modeste.

Pokalsieg über Stuttgart: 1. FC Köln: Routinier Modeste muss es erneut richten
Foto: dpa/Marijan Murat

Hier ein verschmitztes Lächeln, da ein herzliches Lachen – Anthony Modeste kommt dieser Tage aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. 38 Sekunden nach seiner Einwechslung gegen den VfB Stuttgart in der zweiten Runde des DFB-Pokals verzog der Kölner Angreifer jedoch verwundert seine Mundwinkel, streckte die Hände fast schon entschuldigend zur Seite und blickte ungläubig Richtung Trainer Steffen Baumgart. So, als könne er es sich selbst nicht erklären, als könne er selbst nicht glauben, warum ihm gerade so ziemlich alles gelingen will. Eben wie das 1:0. Dann formte der 33-Jährige Daumen und Zeigefinger zu seiner Torjubel-Brille, streckte die Zunge heraus und strahlte wieder über das ganze Gesicht. „Es ist schön, wenn man so ein Selbstvertrauen hat. Ich genieße es momentan“, sagte der Goalgetter nach dem 2:0-Erfolg über den VfB Stuttgart.

Nur drei Tage, nachdem Modeste mit einem Doppelpack gegen Leverkusen seinem Team noch einen Punkt beschert hatte, machte der Kölner Angreifer gegen Stuttgart den Unterschied, zumindest auf der Anzeigetafel. Modeste schoss Köln mit dem nächsten Doppelpack ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Und das als Joker. Denn Baumgart hatte sein Versprechen wahr gemacht. Der Kölner Coach hatte eine Rotation angekündigt und setzte sie beim Flutlichtspiel in Stuttgart nahezu maximal um. „Es ist wichtig, dass wir auch den anderen Spielern eine Chance geben, sich zu zeigen“, sagte der Coach.

Auf acht (!) Positionen änderte Baumgart seine Startformation im Vergleich zum Duell gegen Leverkusen und erntete dafür in den sozialen Medien Anerkennung und Kritik gleichermaßen. Die Kommentare bewegten sich zwischen „Leichtsinn“ und „Vertrauen“. Baumgart wird nicht müde, auf die Breite seines Kaders hinzuweisen. Gerade in der Defensive überraschte das Wechselspiel also nicht. Auch mit Louis Schaub hatte man rechnen können.

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Foto: dpa/Marius Becker

Kölner B-Anzug überzeugt in der Defensive

Dass Baumgart aber auch Tomas Ostrak von Beginn an aufbot, überraschte dann doch. Obwohl der junge Tscheche zu den technisch versiertesten Akteuren des Teams zählt – der Durchbruch ist Ostrak noch nicht gelungen und er muss auch nach dem Stuttgart-Spiel auf sich warten lassen. Der Mittelfeldakteur blieb in der Raute blass, setzte in einer eher durchwachsenen ersten Halbzeit keine Akzente und nutzte seine Chance ebensowenig wie Kingsley Schindler auf der rechten Außenbahn. Nahezu sämtliche gefährlichen Angriffe der Schwaben gingen über die Seite des 28-Jährigen. Wobei der Begriff „gefährlich“ zumindest  in den ersten 45 Minuten des zähen Pokalfights sehr weit gegriffen war. Ein Schuss von Konstantinos Mavropanos unmittelbar vor dem Seitenwechsel erzeugte noch die größte Gefahr für Kölns Pokal-Keeper Marvin Schwäbe.

VfB Stuttgart - 1. FC Köln
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Auch, weil die Kölner Innenverteidigung um Timo Hübers einen starken Eindruck hinterließ. Der Neuzugang war zu Beginn der Saison gesetzt, verletzte sich und war anschließend außen vor. Gegen Stuttgart zeigte Hübers seine Qualitäten. „Die Jungs, die länger nicht gespielt haben, haben sich reingearbeitet“, erkannte auch der Coach an. Doch die Arbeit alleine reichte nicht. Der FC strahlte in der Offensive keine Gefahr aus. Schaub mühte sich beispielsweise redlich, aber erst nach einer Stunde bereitete er eine erste gute Chance für Sebastian Andersson vor. Baumgart justierte nach, brachte zur Halbzeit Mark Uth, der das Kölner Spiel belebte. Der FC war nun das spielbestimmende Team. Zunächst sorgte Schwäbe mit einer Slapstick-Einlage noch vor dem eigenen Kasten für Gefahr, anschließend erspielte sich die Kölner Offensive aber ein Chancenplus auf der anderen Seite.

Modeste bringt den Sieg „über die Ziellinie“

So auch vor dem 1:0. Uth zog aus 16 Metern mutig ab, Stuttgarts Keeper Fabian Bredlow ließ den Ball vor die Füße des 38 Sekunden zuvor eingewechselten Modeste abprallen und der vollstreckte gewohnt kaltschnäuzig. Der erste Ballkontakt, der erste Treffer. Und mit dem zweiten sah es nicht anders aus. Uth passte auf den ebenfalls eingewechselten Ondrej Duda, der scharf auf Modeste weiterleitete. Zweiter Ballkontakt: 2:0. Der Franzose hätte das Ergebnis auch noch höher schrauben können. Brauchte er aber nicht. „Anthony Modeste war nicht der entscheidende Mann, sondern derjenige, der die Mannschaft über die Ziellinie gebracht hat, nachdem es die Mannschaft sehr gut gemacht hat“, stellte Baumgart fest. Modestes Lächeln war zu diesem Zeitpunkt schon lange zurück. Schon nach dem 1:0, als er Trainer Baumgart symbolisierte, der Coach könne ihn nach 38 Sekunden, nach getaner Arbeit wieder auswechseln. „Manchmal funktioniert es und manchmal nicht“, stellte der Torjäger fest. Am Mittwochabend hat für ihn zumindest alles funktioniert.

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