Spiel gegen Union Berlin Der 1. FC Köln trifft auf Baumgarts Herzensclub

Köln · Der 1. FC Köln empfängt am Sonntag Union Berlin im eigenen Stadion. Für Steffen Baumgart ist es ein Duell gegen seinen „Herzensclub“.

Spiel gegen Union Berlin: Der 1. FC Köln trifft auf Baumgarts Herzensclub
Foto: dpa/Bernd Thissen

Berlin, Bochum, Bayern – Steffen Baumgart wird nicht müde zu betonen, dass in Sachen Taktik für den Kölner Trainer alle Gegner gleich sind – zumindest nahezu. Die Marschroute ist bedingungslose Offensive, hohe Intensität, volle Kapelle. Egal ob gegen den Rekordmeister, den Aufsteiger oder den Herzensclub.

Ausgerechnet gegen den spielt der 1. FC Köln am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, Dazn). Gegen den Herzensclub von Steffen Baumgart, wie der Kölner Coach selbst betont. „Es ist kein Geheimnis, wie ich zu dem Verein stehe“, sagte der Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit Union Berlin. Von 2002 bis 2004 spielte der Rostocker für den Verein aus Köpenick. Baumgart war Kapitän, erzielte für die Eisernen 22 Tore, gab acht Vorlagen. Unvergessen aber auch die 0:7-Pleite gegen den FC im Oktober 2003. Nach dem Abstieg 2004 verließ er den Verein wieder – sportlich. Mit dem Herzen ist er geblieben. „Seitdem ich dahin gewechselt bin, verfolge ich den Verein, begleite ihn“, sagte Baumgart. Und das als Vereinsmitglied. Mit der Mitgliedsnummer „72“, seiner Glückszahl, dem Geburtsjahr. Die Familie lebt noch immer in Köpenick, unweit des Stadions. Baumgarts Frau Katja arbeitete einige Jahre als Leiterin dreier Union-Fanshops, ist dem Vernehmen nach Fan der Eisernen. „Baumis Name – so wird er von den Fans genannt – ist in Stein gemeißelt, auf einem Namensschild in der Alten Försterei.

„Was Union wie andere Vereine aber auch auszeichnet, ist, dass Union Familie ist, Heimat. Union lebt das“, schwärmt der Kölner Coach vor dem Duell, um dann aber ganz schnell wieder den Fokus auf sein Team zu richten. „Für mich steht aber ganz klar im Vordergrund, dass wir das Spiel gewinnen“, sagt der Trainer. „Das war bisher in jedem Duell gegen Union so, bei dem ich an der Seitenlinie gestanden habe.“ In fünf Spielen gegen die Eisernen feierte der Trainer Baumgart immerhin zwei Siege und verbuchte zwei Remis. Der FC wartet dagegen seit April 2014 auf einen Sieg gegen Union. Damals setzten sich die Kölner 2:1 durch. Patrick Helmes schnürte einen Doppelpack. In der Bundesliga hat der FC noch nie gegen die Eisernen gewonnen.

Ausgerechnet unter Baumgart soll das aber gelingen. Dabei weiß der Kölner sehr wohl um die Stärke des Gegners. „Union steht ja nicht umsonst auf Platz sechs. Nicht weil sie Fußball zelebrieren, sondern weil sie Fußball arbeiten“, sagt der Trainer, der eine ähnliche Einstellung von seinem Team erwartet. „Weil sie sehr kompakt, sehr sehr aggressiv am Mann spielen. Sie lassen sehr wenige Torchancen zu. Und was ihnen kaum einer zugetraut hat: Sie finden eine sehr gute Balance zwischen internationalem und dem nationalen Wettbewerb.“ Noch am Donnerstag spielte Union gegen Feyenoord Rotterdam, unterlag unglücklich 1:2. „Jeder erwartet einen Einbruch, aber der wird nicht kommen. Der kommt nicht, weil sie sehr gut weiterarbeiten. Sie wissen, wo sie herkommen, wissen, was sie können“, sagt Baumgart. Und der Trainer nennt auch den Erfolgsgaranten. „Daran hat Urs Fischer den größten Anteil. Es ist kein Geheimnis, dass ich ihn für einen der besten Trainer halte, die wir in der Bundesliga haben. Er hat einen sehr klaren Ansatz, kann sehr gut mit den Jungs umgehen.“

FC-Trainer Baumgart kann nahezu aus dem Vollen schöpfen

Laut Baumgart habe der Club unter Fischer eine kontinuierliche Entwicklung durchgemacht und das, obwohl die finanziellen Mittel „nicht die größten sind“. Dennoch erwartet der Trainer ein enges Spiel, bei dem es auf Kleinigkeiten ankommen wird. „Sie haben in der Liga nur zwei Spiele verloren. Eins gegen Dortmund und eins gegen Bayern“, sagt der 49-Jährige. „Sie haben auch einige Spiele gewonnen, die meisten davon zu Null. Du wirst also nur sehr wenige Möglichkeiten bekommen.“ Und die gilt es dann zu nutzen. Gerade die Kaltschnäutzigkeit ließ der FC aber am vergangenen Wochenende gegen Borussia Dortmund vermissen. Als die Kölner wohl das bessere Team waren, sich aber nicht belohnten.

Personell kann Baumgart nahezu aus dem Vollen schöpfen. Ellyes Skhiri ist nach wie vor verletzt, wird aber in der zweiten Woche der Länderspielpause zurück erwartet. Jannes Horn spielte am Freitagabend für die U21. Der Außenverteidiger soll erst einmal Spielpraxis sammeln und Wettkampfhärte erfahren. „Alle anderen sind gesund und freuen sich auf das Spiel“, sagt Baumgart.

50 000 Zuschauer freuen sich auch auf das Spiel, darunter 900 aus Berlin. Auch Steffen Baumgart freut sich natürlich auf die Begegnung mit seinen Herzensclub. Dennoch ist die Marschroute des Kölner Coaches auch hier wieder die gleiche: „Es geht um drei Punkte und um nichts anderes.“ So wie jede Woche. Egal ob gegen Bochum, Bayern oder eben Berlin.

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