Anthony Modeste ist unersetzlich Der FC hat für die Offensive keinen Plan B

Köln · Steffen Baumgart kann aufatmen. Der FC-Trainer kann in der Partie gegen Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr) wohl wieder auf Anthony Modeste zurückgreifen. Ohne den Torjäger, das hat sich zuletzt wieder herausgestellt, sorgt die Offensive kaum für Gefahr.

Auf seine Treffer ist der FC angewiesen: Anthony Modeste.

Auf seine Treffer ist der FC angewiesen: Anthony Modeste.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Fußball ist ein Spiel, das gerne im Konjunktiv erlebt wird. Oder, wie es einst Lothar Matthäus in einem seiner einzigartigen Bonmots ausdrückte: Wäre, wäre – Fahrradkette. Was also, fragen sich so manche Fans des 1. FC Köln, wäre gewesen, hätte Anthony Modeste gegen Union Berlin spielen können. Wäre die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart dann in gefährlichere Räume vorgedrungen, gar zu aussichtsreicheren Abschlusssituationen gekommen? Hätte dann jemand einen Durchschlupf im engmaschigen Netz der hartnäckig verteidigenden Köpenicker gefunden? Die Chancen, das lässt sich behaupten, wäre zumindest gestiegen.

Und so könnte sich, um in der Möglichkeitsform zu bleiben, die Durchschlagskraft am kommenden Spieltag wieder erhöhen, wenn der FC am Samstag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr) die nächste Bundesliga-Aufgabe angeht. Denn der treffsicherste Kölner in dieser Saison ist zurück, nachdem er sich vor der Union-Partie krankheitsbedingt abgemeldet hatte. Zunächst zog er am Mittwoch eine individuelle Trainingseinheit in der Halle am Geißbockheim durch. Spätestens für die Mainz-Partie stehen die Chancen jedoch nicht schlecht, dass der Torjäger sich auch wieder den Geruch des Rasens aus nächster Nähe um die Nase wehen lassen wird. „Wenn alles normal läuft“, kündigte Baumgart an, „sollte er am Samstag mindestens im Kader sein.“ Modeste wird wohl beginnen.

Kapitän Hector: „Tony macht den Unterschied“

Eine gute Nachricht für den FC. Denn lange in dieser Saison galt der Stürmer als Lebensversicherung, der mit seinen Treffern der Mannschaft die Luft zum Atmen schenkte. Bis zum 24. Spieltag hatte der Franzose bereits 15 Treffer erzielt für seinen Verein, sieben Treffer in sieben aufeinanderfolgenden Spielen gelangen ihm. Er hatte, wie es im Sport treffend heißt: einen Lauf. „Tony macht den Unterschied“, sagte damals Kapitän Jonas Hector. Dann allerdings kamen vier Spiele, in denen er leer ausging. Auf seinen 16 Saisontreffer wartet er also immer noch – der soll nun gegen Mainz gelingen.

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Zwischenzeitlich kam er zwar nicht mehr zu den ganz gefährlichen Szenen, doch seinen Wert für die Mannschaft hat er trotz der null auf dem eigenen Konto stets unterstrichen. Als Kämpfer, als Kopfballspieler, als Raumöffner für die Mitspieler. Gegen Dortmund bim 1:1 blühte sein Kompagnon im Sturm, Sebastian Andersson, an seiner Seite endlich auf und erzielte seinen dritten Saisontreffer. Modeste zieht seine Mitspieler mit, ohne ihn wird es schwieriger. Das Spiel der Rheinländer ist augenscheinlich sehr auf Modeste zugeschnitten. Beim folgenden 0:1 in Berlin wirkte Andersson dann wieder merkwürdig fremd im Kölner Team, beinahe unsichtbar. Lediglich 17 Ballkontakte im gesamten Spiel verzeichnete der Schwede an der Alten Försterei. Lediglich zwei von acht Luft-Duelle gewann er. Zu einer Bedrohung wurde er gegen Union nie, weder am Boden noch in der Luft. Er hing, wenn man so will, in der Luft.

Die Kopfballstärke Modestes, der es auf bereits neun Kopfballtore bringt – Liga-Bestwert –, ist nicht zu ersetzen. Auch in der Defensive. Ebenso wenig wie seine Präsenz in der gefährlichen Zone. 60 Großchancen des Franzosen bedeuten den drittbeste Wert der Liga, noch vor Könnern wie Patrik Schick (Leverkusen/54) und Erling Haaland (Dortmund/47), die allerdings verletzt waren oder sind.

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Ein Mitwirken Modestes gegen Mainz wäre also extrem wichtig. Einen adäquaten Ersatz für ihn gibt es nicht. Zumal neben Andersson nur Talent Tim Lemperle in vorderster Reihe eine mögliche Alternative darstellt. Plan B? Trotz der steten Beteuerungen Baumgarts, jedem seiner Spieler vertrauen zu können, ist der nicht zu erkennen. Die Kölner strahlen vor allem bei Flanken und Standards Gefahr aus – sollte Modeste spielen. Der Motor der Vorlagengeber wie Florian Kainz und Benno Schmitz (fällt gegen Maint aus) stotterte allerdings zuletzt. Und im Duell mit den Rheinhessen am Samstag steht nicht zu erwarten, dass die Aufgabe leichter wird, die Offensive im Vergleich zur Union-Partie wieder zu beatmen. Die Spielweise des Gegners ähnelt der der „Eisernen“.

„Es wird genauso schwer für uns, wie für Mainz selbst. Mainz hat jetzt noch ein Spiel und kommt aus einer englischen Woche“, sagte Baumgart mit Blick auf die Nachholpartie der 05er gegen Augsburg am Mittwoch. „Grundsätzlich ist das eine Mannschaft, die sehr kompakt und aggressiv spielt und eine sehr, sehr gute Verteidigung hat. Also das, was wir bei Union schon gesehen haben, bei denen wir im Moment noch nicht alles hinbekommen haben, wie wir uns das vorstellen. Trotzdem freuen wir uns auf das Spiel. Das ist ein Spiel, bei dem wir uns auf Augenhöhe sehen. Deswegen ist es klar, dass es ein enges Spiel wird und es geht darum, wer die bessere Lösung in der einen oder anderen Situation hat.“

Baumgart mit Kölner Torausbeute unzufrieden

Erst 33 Gegentreffer hat Mainz bislang kassiert – ligaweit die drittwenigsten. Basis einer stabilen Defensive ist die erprobte Dreierkette vor dem starken Torhüter Robin Zentner, die Alexander Hack, Stefan Bell und Kapitän Moussa Niakhaté bilden. Lösungen zu finden gegen diese kompakte Einheit um den Sechser und Neu-Nationalspieler Anton Stach, dieser Aufgabe müssen sich die Kölner stellen. Mit Modeste käme zumindest die Hoffnung zurück, wieder mehr Präsenz und Wucht im Sturm herzustellen. Auf der anderen Seite warnt Baumgart vor der Offensive der Mainzer um den aufstrebenden U21-Nationalspieler Jonathan Burkhardt, der es auf bereits neun Saisontreffer bringt, und Karim Onisiwo (4). „Gerade auch im Sturm ist Mainz sehr, sehr gut besetzt, haben immer wieder auch die Möglichkeit im schnellen Umschaltspiel.“ Mit 41 Treffer hat die Mannschaft von Trainer Bo Svensson, die am Mittwoch trotz ordentlichen Spiels einen Rückschlag beim 1:2 im Nachholspiel gegen den FC Augsburg hinnehmen musste, bislang drei mehr erzielt als die Kölner.

Mit Torausbeute und Vorlagen ist Baumgart „bei einigen nicht zufrieden. Wir brauchen insgesamt mehr Spieler, die häufiger treffen und nicht nur Tony mit 15 Toren.“ Erfreulich für den FC daher, dass der Franzose am Wochenende wohl wieder dabei ist. Denn ohne ihn ist eine durchschlagende Offensivleistung des FC kaum vorstellbar.

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